Blaufränkisch ist eine große Rebsorte

Ein Artikel von Redaktion | 13.01.2023 - 11:30
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© Anna Stoecher

Wie ist die mitteleuropäische Rotweinsorte Blaufränkisch zu beurteilen? Ist sie eine große Rebsorte – auf Augenhöhe etwa mit Cabernet Sauvignon, Pinot Noir oder Nebbiolo? Ein international besetzter Gipfel in Lech am Arlberg, der Mitte Dezember 2022 stattfand, hat diese Frage bejaht. WeinexpertInnen und JournalistInnen aus aller Welt waren in das Gourmetdorf Lech gereist, um in einem ganztägigen Workshop die Sorte Blaufränkisch zu analysieren und ihr Potenzial im internationalen Fine Wine Markt zu definieren.

Ja!
Das Wichtigste vorab: Blaufränkisch wird einstimmig als große Rotweinsorte der Welt anerkannt, denn sie erfüllt jene Parameter, die von einem außergewöhnlichen Rotwein erwartet werden, wie etwa Reifepotenzial, Reflektion des Terroirs, Komplexität, Unverwechselbarkeit und Finesse. Nach einer Degustation von mehr als 50 Blaufränkisch-Topweinen von 17 unterschiedlichen ProduzentInnen aus den Jahrgängen 1986 bis 2020 einigten sich die hochkarätige Jury auf folgende Sortenbeschreibung:
„Frische und Säure mit einer präzisen Fruchtigkeit und engmaschigem Körper.  Die Aromen entsprechen jenen von dunklen Beeren, gemeinsam mit einer rauchigen Würzigkeit, und zeigen Noten von getrockneten Kräutern.“ David Schildknecht (Vinous, USA) ergänzte: „Was Blaufränkisch besonders auszeichnet, ist eine Frische und Lebendigkeit, wie man sie sonst nur bei Weißweinen kennt.“

Spiegel seiner Herkunft
Was die Jury im Laufe der Verkostung immer wieder bestätigten, ist das Talent der Sorte Blaufränkisch, ihre Herkunft widerzuspiegeln und sich dabei selbst zurückzunehmen. „Ein großer Wein“, so Sascha Speicher (Meiningers Sommeliermagazin, DE), „zeigt mir zuerst sein Terroir. Wenn ich als erstes die Rebsorte erkenne, ist es kein großer Wein.“ Harald Scholl (Magazin Vinum, CH) sekundierte: „Historische große Weine wurden immer durch ihre Herkunft und die Appellation definiert, niemals durch die Sorte.“ Markante Frische und Finesse.

Aktuelle Entwicklung „perfekt für Blaufränkisch“
Generell warnen die ExpertInnen davor, mächtige, überextrahierte und holzbeladene Weine zu produzieren. „Wir sehen heute eine große Rückwärtsbewegung, weg von Weinen mit Überreife“, beschrieb etwa Jamie Goode (wineanorak, UK) die Entwicklung der internationalen Weinbranche. „Produzent*innen lernen immer besser, mit den Reben zu arbeiten, sodass man die perfekte Reife erzielt, ohne in zu hohe Gradationen zu gehen. Wir leben in sehr interessanten Zeiten – perfekt für die Talente der SorteBlaufränkisch.“

Quelle: ÖWM