Auf den Sekt gekommen

Ein Artikel von Birgit Kowarik | 13.02.2024 - 13:33

Sekt wird nicht mehr nur zu besonderen Anlässen und Feiertagen genossen. Im täglichen Leben hat sich Sekt, oder auch Qualitätsschaumwein, vermehrt durchgesetzt. Laut IWSR-Report 2021 werden in Österreich jährlich etwa 36 Millionen Flaschen Sekt und Schaumwein geöffnet, wobei rund jede sechste Flasche auf das Jahresende entfällt.

Kurzer Ausflug in die Geschichte
Im Jahr 1841 verliebte sich der Kellermeister Robert Alwin Schlumberger während einer Rheinschifffahrt in die junge Wienerin Sophie Kirchner. Nachdem er 1842 seine eigene Sektkellerei gründete, eroberte sein "Sparkling Vöslauer" die britische Königin Victoria. Schlumberger wurde Hoflieferant in Wien, und 1878 erhob man ihn in den Adelsstand. Der Aufschwung für österreichischen Sekt begann 1976, als Weingüter sich verstärkt dem Prickeln widmeten. Pioniere wie Gerald Malat verbesserten Techniken, gewannen international an Ansehen, und mittlerweile zählt die Gemeinschaft der Sekt produzierenden WinzerInnen und Kellereien über 200 Mitglieder.

Kennzeichen von Qualitätsschaumweinen
Gemäß EU-Verordnung müssen diese zumindest drei bar Kohlendioxiddruck aufweisen. Qualitätsschaumweine wie „Österreichischer Sekt“ und „Sekt Austria“ müssen in geschlossenen Behältnissen bei 20 Grad einen auf ungelöstes Kohlendioxid zurückzuführenden Überdruck von mindestens 3,5 bar aufweisen. Es gibt unterschiedliche länderspezifische Bezeichnungen von Qualitätsschaumweinen, herkunftsgeschützt sind allerdings nur Champagner für ausschließlich in der Champagne in Frankreich hergestellte Produkte, Cava in Spanien und Sekt Austria. Weitere nicht herkunftsgeschützte Namen sind Crémant (in Frankreich außerhalb der Champagne) und Spumante (in Italien).

Sekt Austria mit geschützter Ursprungsbezeichnung
Mit der 2015 ins Leben gerufenen Pyramide „Sekt Austria“ wurde für heimische Qualitätsschaumweinerzeugnisse ein Meilenstein zum geschützten Ursprung (g.U.) gesetzt. Drei geschützte Ursprungs-Kategorien sollen dabei den KonsumentInnen eine klare Orientierung bieten: Die Kategorie „Sekt Austria“ repräsentiert Frische und Trinkfreude, wobei auch die primäre Frucht besonders gut zur Geltung kommen kann. Dabei ist eine Reifezeit von mindestens neun Monaten auf der Hefe bei Flaschengärung beziehungsweise mindestens sechs Monate bei Tankgärung vorgegeben. „Sekt Austria Reserve“ hingegen erfordert mit einer Reifezeit von 18 Monaten auf der Hefe eine deutlich längere Entwicklungszeit, wobei die Flaschengärung obligatorisch ist. Damit bewegt sich diese Kategorie auf einem Niveau, das mit Spumante, Cava und französischem Crémant vergleichbar ist. Die „Sekt Austria Große Reserve“ lässt sich durchaus mit den besten Schaumweinen der Welt messen, wie Franciacorta und Champagner. Mindestens 36 Monate auf der Hefe bei einer traditionellen Flaschengärung lassen hier Qualitäten entstehen, die schon häufig bei Blindverkostungen von ExpertInnen mit Champagner gleichgestellt wurden. Diese drei Kategorien österreichischen Sekts sind durch die rot-weiß-rote Banderole auf dem Flaschenkopf leicht erkennbar.

Österreichischer Sekt ohne geschützte Ursprungsbezeichnung
„Österreichischer Sekt“ („Österreichischer Qualitätsschaumwein“) ohne geografische Angabe oder geschützte Ursprungsbezeichnung darf unter dieser Bezeichnung nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn er in Aussehen, Geruch und Geschmack frei von Fehlern ist. Wenn entweder die der Herstellung zugrunde liegenden Trauben oder der Grundwein aus Österreich stammen, darf das Erzeugnis mit „Österreichischer Qualitätsschaumwein“ oder „Österreichischer Sekt“ bezeichnet werden. Ist lediglich die Herstellung des Sekts in Österreich erfolgt, darf das Produkt mit „hergestellt in Österreich“ bezeichnet werden. Die Kategorie „Österreichischer Sekt“ entspricht zwar in puncto Herkunft einem Wein ohne geografische Angabe oder geschützte Ursprungsbezeichnung mit Rebsorten, daraus lassen sich aber keinesfalls Rückschlüsse auf eine verringerte Qualität ziehen, da es sich mitunter um eine bewusste Entscheidung der Sektkellerei beziehungsweise des Weinguts handelt, ihren Sekt außerhalb der Sekt-Austria-Pyramide zu erzeugen.

Weiterührende Infos unter:
Österreich Wein Marketing (ÖWM)
www.oesterreichwein.at/sekt/sekt-austria

Österreichisches Sektkomitee
Dagmar Gross
E-Mail: info@sektaustria.at
www.sektaustria.at

Der Tag des österreichischen Sekts am 22. Oktober
www.oesterreichwein.at/sekt

Sekttrends

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© Copyright (c) 2016 Africa Studio/Shutterstock

Insbesondere in den vergangenen fünf Jahren hat sich in Österreichs Sektszene viel bewegt. Was in Frankreich, Italien und Spanien schon immer üblich gewesen ist, nämlich Champagner/Crémant, Prosecco und Cava gezielt als Speisenbegleiter einzusetzen, findet auch langsam im deutschsprachigen Raum Einzug. International betrachtet geht der Trend eindeutig in Richtung „weniger ist mehr“, also wenig (Extra Brut) bis kein Restzucker (Zero Dosage beziehungsweise Brut Nature). Österreichs Sektproduzenten sind bereits auf diesen Trend aufgesprungen und reduzieren die Süße in ihren Sekten, um Platz für Purismus und Mineralität zu schaffen. Allerdings kann der Grat zwischen Trinkfreude und Kantigkeit schmal werden.

Ein Dauerbrenner sind auch Rosé-Sekte, die aufgrund ihrer meist fruchtig-frischen Stilistik insbesondere im Sommer beliebt sind, aber auch gerne zu den Feiertagen genossen werden. Jedenfalls hat sich bei den heimischen Sektkellereien Qualität vor Quantität durchgesetzt. Es wird hochwertiger Grundwein herangezogen, um die Sortentypizität nach der zweiten Gärung im Tank oder in der Flasche beibehalten zu können. Immer häufiger werden auch Jahrgangssekte von Trauben aus einem bestimmten Jahr der Ernte auf den Markt gebracht, um die Einzigartigkeit des Produkts und das Können der WinzerInnen zu unterstreichen.

Sekt Austria – die Besten der Besten

5 Gläser - Weltklasse

Weingut Fred Loimer, Langenlois, Kamptal
97 P.
NV Sekt Austria Große Reserve Brut Nature Blanc de Blancs Niederösterreich g.U. Langenlois (CH, PB, PG)
96 P. NV Sekt Austria Große Reserve Brut Nature Blanc de Noirs Niederösterreich g.U. Gumpoldskirchen (PN)
95 P. NV Sekt Austria Reserve Extra Brut Niederösterreich g.U. (ZW, PN, PB, CH, PG, SL)
www.loimer.at

Weingut Bründlmayer, Langenlois, Kamptal
95 P.
2016 Sekt Austria Reserve Extra Brut Blanc de Noirs Niederösterreich g.U.
95 P. NV Sekt Austria Reserve Extra Brut Blanc de Blancs Niederösterreich g.U.
www.bruendlmayer.at

Weingut Steininger, Langenlois, Kamptal
95 P.
2018 Sekt Austria Große Reserve Brut Riesling Niederösterreich g.U. Langenlois Ried Heiligenstein
www.weingut-steininger.at

Weingut Stift Klosterneuburg, Klosterneuburg, Wagram
95 P.
2017 Sekt Austria Große Reserve Brut Nature Mathäi Wien g.U. 
www.stift-klosterneuburg.at/weingut-und-obstgut

Weingut Johann Topf, Straß im Straßertale, Kamptal
95 P
. 2014 Sekt Austria Große Reserve Brut Niederösterreich g.U. (GV, PB, CH, PN)
www.weingut-topf.at