Rauchgefühle

Ein Artikel von Johannes Rottensteiner | 07.09.2014 - 21:39
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Die Horner Festwiese ist kein Hort der Ruhe. Wenn das Volksfest seine Pforten öffnet, dann spielt es sich in der Waldviertler Bezirkshauptstadt so richtig ab. Jung und Alt lassen bei Autodrom, Karussell, Schießstand und anderen Vergnügungen die Sau raus. Wenn dann noch die Griller als Gäste ihre Besten küren, dann ist das Spektakel perfekt und die Sau muss wieder rein – in den Smoker.

Frühmorgens am Wettkampfsamstag, Amseln, Spatzen, Meisen wetteifern um den Titel des besten Vogerltenors, sonst tote Hose. Nein, nicht ganz, einige wenige Protagonisten des bevorstehenden Spektakels wachen mit müden Augen über die Smoker. Jene archaisch anmutenden Gebilde, die alten Dampfrössern ähneln und eine ganz klare Mission zu erfüllen haben: Fleischstücke durch heißen Rauch schonend und gleichmäßig zu garen. Die ganze Nacht über sind die Schweineschöpfe, die es diesmal zu smoken galt, dem heißen Rauch ausgesetzt, deshalb muss einer aus den Profiteams daraufachten, dass die Glut nicht ausgeht. Ein anstrengender, eintöniger Job, der Durchhaltevermögen verlangt, während die anderen ausschlafen dürfen. Der Lohn dafür: im besten Fall ein Stockerlplatz beim Smokercontest, ein wunderbar zartes Stück Fleisch, die Anerkennung der Kameraden und ein Extraschluckerl aus der Teambar.

Buntes Treiben

Erst nach und nach erwachen die Protagonisten, die Mitglieder der rund 40 am Start befindlichen Teams, die sich aus Profis, Amateuren, Schülern und niederösterreichischen Landesmannschaften zusammensetzen. Ein buntes Treiben setzt ein. Schließlich gilt es bis zu fünf Gänge zuzubereiten: Huhn, Wild, Schwein, Rind und Dessert für die Profis, Huhn, Schwein und Dessert für alle anderen. Die Teamchefs geben noch einmal letzte Anweisungen, holen sich die Informationen beim Wettbewerbsleiter, Rauchschwaden wabern durch die Wege zwischen den Zelten. Die Stimmung ist ausgelassen und konzentriert in einem. Kein Widerspruch in sich, bei allem Ehrgeiz betrachten die Grill- und BBQ-Fetischisten ihre Leidenschaft von der spaßigen Seite. Die ersten Bierflaschen kreisen, eine Art Vorfreude auf die Siegesfeier, egal wie es ausgehen wird.

Eine Kohorte an Juroren

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Viel ernster geht es derweil im Juryzelt zu, wo mehr als 60 Juroren auf ihre Aufgabe vorbereitet und vereidigt werden. Die meisten von ihnen sind zertifizierte Grilljuroren, Experten und Promis ergänzen die Jury. Alle in rote T-Shirts eingekleidet und mit einem Namensaufkleber versehen werden sie in das Zeltgelände strömen, um vor Ort die Speisen der Teams zu verkosten, je zwei pro Team und Gericht.

Jene Jurymitglieder, die gerade nicht draußen unterwegs sind, müssen im Zelt die anonymisierten Kostproben der Teilnehmer bewerten. Diese Zweifaltigkeit aus direkter und anonymer Bewertung ergibt unter dem Strich die objektivste Endnote. Dieses Kommen und Gehen dauert rund fünf Stunden. Am Ende überwiegt bei den Teams die Erleichterung, bei den Juroren das Völlegefühl. Die nicht wirklich überraschende Antwort für beide: ein Schnapserl und ein Bier zur Regeneration, um bis zur Siegerehrung wieder fit zu sein.

Mastermind Adi

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Der Mann, der die Fäden zieht, ist ein Urgestein der heimischen Grill- und BBQ-Szene. Der zweimalige Grill-Weltmeister Adi Matzek aus Horn zeichnet als Präsident der Austrian Barbecue Association (ABA) und als Lokalmatador für die Veranstaltung verantwortlich. Er lebt diesen Kult, führt seit mehr als zehn Jahren eine erfolgreiche Grillschule und will Horn zum Epizentrum aller künftigen Grilleruptionen Österreichs machen: „Grillen ist Lebensgefühl, Grillen ist Genuss, Grillen ist Gemeinschaft und, richtig betrieben, auch überaus bekömmlich und gesund. Ich habe diese Veranstaltung nach Horn gebracht und ihr den Namen ‚Grill-Spirit-Festival’ verliehen, weil ich die Grundidee in die Herzen der ÖsterreicherInnen bringen will. Das Rekordteilnehmerfeld gibt uns recht, diese Veranstaltung ist nicht mehr aufzuhalten und soll zu einem Fixpunkt der heimischen Grill- und BBQ-Szene werden. Ob die offiziellen Meisterschaften jedes Jahr in Horn stattfinden werden, kann ich noch nicht sagen, aber zumindest alle zwei Jahre sollen hier bei uns im Waldviertel die Besten ihre Leistungen vergleichen.“ Mein Rauchgefühl sagt mir, das Waldviertel ist der richtige Platz für Österreichs Griller-Elite.

Die Ergebnisse

Die „Check the Ripperl“-Wertung holte sich Eddie Steiner, Teamchef von den „BBQ-Longhorns“ aus Dornbirn.

Die erste Austrian Smoker Competition, das 24 Stunden-Smoken für Pulled Pork (gezupftes Schweinefleisch) gewann Adi Bittermann, Teamchef der Mannschaft „The Pitmasters“.

Den Titel eines österreichischen Staatsmeisters bei den Profis gewann die Tiroler Mannschaft „Grill-ABC“ unter Teamchef Leo Gradl. Auf den Plätzen folgten die „Traunsee BBQ-Grillers“ aus Oberösterreich und die „Stoaberg-Griller“ aus Salzburg.

Bei der 9. Österreichischen Freizeit-Grillmeisterschaft setzte sich das AUVA-Grillteam aus Oberösterreich durch und verwies das Team „Hena Brena“ aus Salzburg auf Platz zwei und „Die Seminarbäuerinnen“ aus Niederösterreich auf Platz drei.

Die vierte österreichische Schüler-Grillmeisterschaft gewannen die „Hollabrunner Auftragsgriller“ vor den Teams „Young Hönigl’s BBQ“ und der „Familie Feuerstein“.

Die zweite „So schmeckt Niederösterreich“-Landes-Grillmeisterschaft entschieden die „Fleischflüsterer“ vor der„Fireland BBQ-Division“ und den „Badener Grill G’sichtern“für sich.

Die detaillierten Ergebnisse finden Sie unter
www.aba-barbecue.at/index.php/meisterschaften/ergebnisse