Gibt es die Kehrseite der Schokoladenseite?

Ein Artikel von Julia Schätzer | 22.01.2021 - 11:50
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Als zucker- und fetthaltiger Dickmacher verschrien hat es Schokolade nicht leicht in einer Zeit, in der eine gesundheitsförderliche Ernährung für viele immer wichtiger wird. Mit einem Kaloriengehalt von rund 550 kcal pro 100 Gramm sowie einem hohen Fett- und Zuckergehalt zählt Schokolade nicht umsonst zu jenen Lebensmitteln, die gemäß den Empfehlungen der österreichischen Ernährungspyramide nur selten und in geringer Menge konsumiert werden sollten.

Wer hätte es geglaubt, aber in so manchem Schokoriegel verstecken sich auch wertvolle Inhaltsstoffe, die Schokolade – in Maßen genossen – zu einem besonderen Genussmittel machen können. Aus schriftlichen Überlieferungen früherer Jahrhunderte gehen über 100 medizinische Anwendungsmöglichkeiten für Schokolade, Kakaobohnen sowie diverse Bestandteile des Kakaobaumes hervor, so beispielsweise gegen Magenschmerzen, Schwindel oder Herzprobleme. Dass Kakao früher als Heilmittel galt, wurde in den vergangenen Jahren auch in der wissenschaftlichen Forschung zum Thema. Im Fokus stehen dabei die sogenannten Polyphenole – Farb- und Geschmacksstoffe sowie Gerbsäuren, die den Pflanzen eigentlich zur Abwehr von Fraßfeinden und zum Anlocken von Insekten für die Bestäubung dienen. In Bezug auf die Kakaobohne sind Polyphenole die Basis für die Farbgebung in Kakao, Kakaopulver und kakaohaltigen Erzeugnissen und prägen darüber hinaus deren Geschmack – die bittere Note und das raue Gefühl im Mund beim Verzehr. Grundsätzlich enthält jede Schokolade, mit der Ausnahme von weißer Schokolade, Polyphenole.

Schon die Wahl der Kakaosorte und der Anbaumethode können einen starken Einfluss auf den Gesamtpolyphenolgehalt der späteren Schokolade haben. Es ist aber davon auszugehen, dass es sich ab einem Kakaogehalt von 70 Prozent um polyphenolreiche Schokolade handelt. Polyphenole wirken unter anderem antioxidativ, sie schützen die Zellen im Körper vor freien Radikalen. Das sind besonders reaktive, schädliche Stoffe, die durch Umweltbelastungen, Rauchen, extreme körperliche Belastung oder auch im Rahmen der Immunabwehr entstehen und laufend Zellen und Gewebe angreifen. Viele sekundäre Pflanzenstoffe, zu denen auch die Polyphenole zählen, fangen diese ab und inaktivieren sie. Mittlerweile gibt es mehrere Studien, die zeigen, dass Schokolade bereits in geringen Mengen durch den hohen Phenolgehalt eine positive antioxidative Wirkung besitzt.

Der Trick mit der Portionsgröße

Ein entscheidender Einfluss, wie viel wir von einem Lebensmittel konsumieren, ist die Portionsgröße. Wissenschaftliche Experimente haben gezeigt, dass Menschen Nahrung in Einheiten wahrnehmen. Die Herausforderung dabei ist, dass die Portionen aktuell immer größer werden. So war beispielsweise ein heutiger Standard-Schokoriegel mit 100 Gramm früher die Maxi-Variante. Vom sogenannten Portionsgrößeneffekt sind vor allem Personen betroffen, die immer gerne alles aufessen und so bei größeren Portionen mehr Kalorien aufnehmen als ihnen bewusst ist.

GENUSS.Ratgeber für bewussten Schokoladekonsum

  • Wählen Sie Schokolade mit hohem Kakaogehalt – dieser bedeutet gleichzeitig einen höheren Polyphenolgehalt.
  • Je höher der Kakaoanteil, desto weniger Zucker wird zugesetzt. Es verändert sich dadurch zwar nicht der Kaloriengehalt, aber durch den intensiven Geschmack konsumiert man automatisch weniger und nimmt dabei gleichzeitig eine größere Menge an antioxidativ wirkenden Polyphenolen auf.
  • Wenn es Ihnen schwerfällt, nach einer Rippe Schokolade aufzuhören, steigen Sie auf kleinere Verpackungsgrößen um.
  • Nehmen Sie Schokolade mit allen Sinnen wahr und lassen Sie diese im Mund langsam schmelzen. Wer achtsam und bewusst isst, fühlt sich schneller satt und braucht damit auch weniger.

Mag. Julia Schätzer arbeitet als Ernährungs- und Gesundheitspsychologin für das vorsorge­medizinische Institut SIPCAN. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung von ernährungsbezogenen Unterrichtsprogrammen für Kinder und Jugendliche sowie der Kommunikation von Gesundheitsthemen mit Schwerpunkt Zucker und Genuss.

Eine Kooperation mit www.sipcan.at. Initiative für gesundes Leben.