Im Gespräch mit Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing.  

Ein Artikel von Alexander Lupersböck | 15.02.2018 - 14:09
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© ÖWM

GENUSS.Ressortleiter Alexander Lupersböck im Gespräch mit Mag. Willi Klinger, Geschäftsführer der  Österreich Wein Marketing - nachzulesen im neuen GENUSS 1/2018:

Klinger
: Zunächst möchte ich der neuen Mannschaft von GENUSS viel Erfolg mit einem klaren Qualitätskonzept – wie beim österreichischen Wein – wünschen. Ich freue mich, dass es gelungen ist, dieses österreichische Magazin neu aufzustellen!

GENUSS: Am System der Prüfnummernverkostung wurde in letzter Zeit Kritik laut, weil Weine, die stilistisch nicht dem Mainstream entsprechen, immer wieder abgelehnt werden. Dabei geht es nicht nur um alternativ vinifizierte Weine, sondern auch um solche, die nicht dem „Frisch-fruchtig- knackig“-Schema entsprechen.

Klinger: Wie die Saalumfrage beim ÖWM-Marketingtag 2018, an der sich über 300 Anwesende beteiligt haben, zeigt, wird die Prüfnummernverkostung als zweites Qualitätsprüfungsinstrument neben der Laboranalyse keinesfalls infrage gestellt. Es ist aber klar, dass sich nicht nur die Weinwelt in einem ständigen Fluss befindet, sondern auch die Verkostungs-Kriterien weiterentwickelt werden müssen. Es wäre in diesem Zusammenhang sehr hilfreich, wenn mehr Spitzenwinzer die Verkosterprüfung machen und sich als Prüfnummernverkoster zur Verfügung stellen würden.

GENUSS: Viele Winzer möchten eine Prüfnummer, weil die rot-weiß-rote Banderole ein Marketinginstrument ist. Wie kann man möglichst viele mitnehmen, ohne die Qualitätsansprüche aufzuweichen?

Klinger: Wir brauchen einfach ein wenig mehr Flexibilität von beiden Seiten. Das Bundesamt für Weinbau hat schon in der Vergangenheit einen intensiven Dialog mit der Winzerschaft geführt, und auch der neue Leiter in Eisenstadt, Martin Burjan, tritt für etwas mehr Flexibilität im Rahmen klarer Grenzen ein. Aber eines ist auch sicher: Fehlerhafte Weine können keine Prüfnummern bekommen, auch wenn sie von gewissen Marktnischen akzeptiert werden.

GENUSS: Verbände wie Leithaberg DAC schulen Verkoster auf eigene Kosten, um ihnen den Leithaberg-Stil in einem internationalen Vergleich zu präsentieren. Kann man bei besserer Schulung der Verkoster ansetzen, um sie an eine sich rasch ändernde Weinwelt heranzuführen?

Klinger: Es kann gar nicht genug Kosterschulungen geben. Es wäre am besten, den Kostern möglichst oft die Gelegenheit zu geben, hochkarätige nationale und internationale Weine zu verkosten. Wir bieten zum Beispiel den SALON-Verkostern jährlich zwei Trainingstermine mit ausgesuchten Flights an. Und wir müssen uns viel stärker um den Verkosternachwuchs kümmern. Bei der Kultur der fachlich fundierten Degustation und der professionellen Weinkommentierung ist in unserem Land insgesamt sicherlich noch Luft nach oben.

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