Trink Bier mit Kultur

Ein Artikel von Karin Vouk | 18.06.2019 - 14:00
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© Brau Union

Nein, wir erklären Ihnen jetzt nicht, welches Bier Sie kaufen sollen. Dies hängt natürlich von Ihrem persönlichen Geschmack ab. Aber: Bier hat allgemein den Ruf, recht unempfindlich zu sein. Dies stimmt nur bedingt. Daher sollte man es möglichst dort kaufen, wo es gekühlt gelagert und nicht dem Tageslicht ausgesetzt wird. Denn vor allem Hopfenaromen reagieren empfindlich auf UV-Licht und verändern ihren Geschmack negativ. Auch sollte man besonders bei hopfenbetonten Bieren drauf achten, dass diese in braunen Flaschen lagern, denn braunes Glas lasst weniger schädliches UV-Licht durch. Ob Sie es glauben oder nicht: Das beste Gebinde, um Bieraromen so stabil wie möglich zu halten, ist die Dose. Neben ihrer Undurchlässigkeit von Licht ist sie ein gasdichtes Gebinde. Darum wird die Dose vor allem bei Craftbier immer beliebter. Die Brauereien gestalten ihre Dosen meist auch derart kreativ, dass sie sogar auf dem schon gedeckten Tisch etwas hermachen.

Lagerung – nicht jedes Bier hält endlos
Grundsätzlich gilt für Bier: umso frischer, desto besser. Ganz besonders gilt dies für hopfenbetonte Biere. Bei Starkbieren wie Bockbieren sieht das Ganze schon wieder anders aus. Ab etwa 6,5 Vol.-% Alkoholgehalt können Biere nicht nur langer gelagert werden, sie entwickeln sich dabei auch noch über ihre Mindesthaltbarkeit hinaus oft zu ganz besonderen Tropfen. Hier entwickeln sich Aromen, die an Cognac oder Sherry erinnern, auch Honignoten sind recht häufig dabei. Neben diesen Alterungsprozessen bindet sich aber auch die Kohlensaure feiner ein. Bei unfiltrierten Bieren kann sich Bodensatz bilden, hier einfach die Flasche eine Stunde vor dem Öffnen nicht zu viel bewegen und vorsichtig einschenken. Dann ist der Trinkgenuss garantiert ungetrübt. Und natürlich gilt auch bei der Bierlagerung zu Hause das Gleiche wie beim Einkaufen. Möglichst kühl bis kalt, temperaturstabil und dunkel lagern. Bier im Keller zu lagern ist folglich goldrichtig.

Je höher der Alkoholgehalt, desto höher die Trinktemperatur
Damit sich die Aromen im Bier perfekt entfalten können oder die weniger erwünschten Noten in den Hintergrund rucken, ist die Trinktemperatur besonders wichtig. Bei Osterreichs beliebtestem Bierstil, dem Märzen- und Lagerbier, aber auch beim beliebten Bier der Bayern, dem Weißbier, betragt die ideale Trinktemperatur sieben Grad. Zum Vergleich dazu: Bei alkoholfreiem Bier sind drei Grad ideal, erst dadurch ruckt das lieblich-brotige Aroma dieser Biere in den Hintergrund. Wer Bockbier unter neun Grad trinkt, bringt sich um die herrlichen Aromen, die dieser Bierstil zu bieten hat. Traditionell britische Bierstile wie Ale, Stout und Porter werden am besten zwischen neun und 13 Grad genossen. Ähnlich verhalt es sich bei den belgischen Starkbieren, auch diese werden relativ warm konsumiert.

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© Christian Kurz

Bierglaskultur und ihre Entwicklung
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Bier aus Tonkrügen getrunken, die Biere waren meist bräunlich und trüb. Als Glasgefäße leistbarer wurden und Bier aus diesen getrunken wurde, änderte sich auch das Aussehen der Biere. Es kam nicht mehr nur auf den Geschmack, sondern auch auf das Aussehen an, das bis dahin in Tonkrügen nicht sichtbar war. Aber was macht ein Glas nun zum perfekten Bierglas und welcher Glastyp ist für welchen Bierstil geeignet? Immer wieder stößt man auf spezielle Bierglaser. welche davon sind sinnvoll, welche überflüssig? Gute Nachricht voraus: Das Wichtigste ist, dass Ihnen das Glas sympathisch ist, optisch gefallt und angenehm in der Hand liegt. Spezielle Bierglaser wie von Spiegelau sind heute ein Inbegriff für funktionelle und hochwertige Trinkglaser aus Kristallglas. Dabei bieten diese alltagstauglichen Glaser eine perfekte Balance zwischen Proportion, Form und Funktion. Moderne Bierglaser bieten hohe Qualität, eine entsprechende Bruchsicherheit und Spulmaschinenfestigkeit.

Die Form des Glases ist mehr als eine Modeerscheinung
Je nach Form, ob schlank oder breit, ist ein Glas für bestimmte Bierstile besonders gut oder schlecht geeignet. Sehr schlanke Bierglaser sind perfekt für Pils, das mochte man möglichst spritzig trinken. Durch die hohe, oft auch gerade und schlanke Form, braucht die Kohlensaure langer, um an die Oberflache zu gelangen. Somit wird das Bier nicht so schnell schal. Je breiter das Glas, desto besser ist es für kräftige Biere wie Bockbier geeignet. Hier spielt die Kohlensaure eine untergeordnete Rolle, dafür kann man beim Trinken besser die Aromen wahrnehmen. Form, Hohe und Breite des Glases sind folglich dafür verantwortlich, wie sich Kohlensaure im Glas verhalt – in weiterer Folge wichtig für die Schaumbildung und die Freisetzung der Aromen. Auch entscheidend ist der Glasrand, er sorgt je nach Form auf den letzten Zentimetern dafür, ob Bier schmal oder breit auf unsere Zunge trifft. Spannend, nicht wahr?

Klarspüler, der Tod schöner Schaumkronen
Eine weitere wohl am meisten unterschätzte Rolle nimmt die Glasoberflache ein. Kommt doch diese mit einer der sensibelsten Hautstelle unseres Körpers, den Lippen, in Berührung. Hochwertige Glaser erkennt man sehr schnell an einer glatten Oberflache und einem dünnen Glasrand, die den Lippen bei jedem Schluck schmeicheln. Die Glasoberflache will aber auch richtig gepflegt sein – auch wenn alle handelsüblichen Bierglaser für die Geschirrspulmaschine geeignet sind, so hemmt der dort meist verwendete Klarspuler die Schaumbildung im Glas. Dazu empfiehlt sich vor dem Zapfen das Spulen frischer Glaser mit kaltem Wasser. Noch immer halt sich der Mythos, dass ein gut eingeschenktes oder gezapftes Bier sieben Minuten braucht. Die meisten Biere wurden dabei schal werden, weil der Großteil der Kohlensaure entweicht. Aber ein wenig Zeit sollte man sich dabei schon lassen, eine Minute reicht jedoch. Egal ob gezapft oder eingeschenkt: Um eine perfekte Schaumkrone zu bekommen, schenkt oder zapft man Bier auf drei Mal. Ein wenig einschenken, kurz warten und das Ganze noch zwei Mal wiederholen. In den Pausen setzt sich der Schaum und wird kompakt, was für eine höhere Schaumstabilitat sorgt.

Bier perfekt genießen, mit allen Sinnen erfassen
Hat man nun das perfekt eingeschenkte oder gezapfte Bier vor sich, kann man in einem passenden Glas nicht nur die Farbe betrachten (das Auge isst ja bekanntlich immer mit), sondern sieht auch die Kohlensaure im Glas aufsteigen. Fuhrt man das Glas zum Mund, nimmt als erstes die Nase den Duft des Bieres wahr und weckt die Lust auf den ersten Schluck. Auf der Zunge treffen die Aromen des Bieres auf Kohlensaure, beim Schlucken nimmt man vor allem die herben Hopfenaromen war, die dann mehr oder weniger schnell am Gaumen verebben. Spätestens jetzt kommt es zur retronasalen Wahrnehmung, wo Aromen über den Rachen zu unseren Riechzellen vordringen. Danach stellt sich nur noch die Frage, wie sehr das Verlangen auf den nächsten Schluck geweckt wurde? Fazit: Wer Bier direkt aus der Flasche oder der Dose trinkt, bringt sich dabei nicht nur um den optischen Genuss des Getränkes, sondern auch um das Geruchserlebnis. Denn um Aromen in ihrem vollen Umfang wahrnehmen zu können, muss man sie auch im vollen Umfang riechen und schmecken können. Prost!