Cabernet, Merlot und Syrah aus Österreich

Ein Artikel von Johannes Fiala | 15.02.2021 - 14:39
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Die bunten Blätter des Cabernet Sauvignon Ried Setz am Fuße des Leithagebirges erfreuen das Auge bis spät in den November. © Johannes Fiala

Die Klimaerwärmung stellt uns vor große Herausforderungen, bietet allerdings die Chance für spätreifende internationale Sorten, auch hierzulande perfekt auszureifen.

Bei der GENUSS.Weintrophy „Cabernet/Merlot/Syrah“ wurden Österreichs Winzer eingeladen, sowohl reinsortige Weine aus den Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Syrah, als auch die Cuvées mit einem Anteil von mindestens 85 Prozent aus diesen Sorten einzureichen. Dabei wurde eine fünfzehnprozentige Toleranz akzeptiert. Die Sorten Cabernet und Merlot stammen ursprünglich aus dem Bordelais in Südwestfrankreich, während Syrah seine Wiege in der nördlichen Rhône, also auf gleichem Breitengrad weiter östlich, hat. Cabernet Sauvignon ist eine natürliche Kreuzung der Sorten Cabernet Franc × Sauvignon Blanc. Auch Merlot und Carménère, die über viele Jahre in Chile nicht unterschieden wurden, sind natürliche Kreuzungen von Cabernet Franc, allerdings mit weniger bekannten Kreuzungspartnern.
Die Cabernets sind spätreifende Sorten und haben es gerne warm. Die Schale der Beere ist stark und fest. Daher ist der Cabernet Sauvignon wenig anfällig für die Botrytis. Merlot ist nicht so anspruchsvoll was die Standortwahl betrifft wie die Cabernets. Syrah bevorzugt ein heißes, eher trockenes Klima.

Siegeszug über die Welt

Alle vier Sorten produzieren sehr körperreiche Weine, die sich für lange Lagerung eignen – daher auch der weltweite Erfolg. Ausgehend von Amerika haben diese Sorten in den 1980ern und 1990ern ihren Siegeszug über die ganze Welt gestartet. Während Cabernet Sauvignon und Merlot mit Ausnahme von Portugal in allen Ländern, wo es nennenswerten Weinbau gibt, ausgepflanzt wurden, fasste der Syrah hauptsächlich in Australien und der Cabernet Franc eher in Osteuropa Fuß. Auch in Österreich wurden speziell Cabernet Sauvi­gnon und Merlot fleißig ausgepflanzt und in Holz gepackt. Kritische Stimmen monierten aber, dass insbesondere der Cabernet Sauvignon in Österreich nur in wenigen Jahren ausreift. Dadurch entmutigt und in Kombination mit der aufkeimenden Besinnung auf die heimischen Sorten zu Beginn des Jahrtausends, haben viele Winzer ihre Cabernet-Stöcke wieder ausgehackt oder umveredelt.

Prima dank Klima

Zum Glück wussten es einige Winzer besser und hielten weiterhin die Bordeauxsorten hoch. Mit zunehmendem Alter der Rebstöcke und dank der Klimaerwärmung erlangen die Weine nun die erwartete Substanz und Reife. Das sagenumwobene „eine Grad“ höherer Durchschnittstemperaturen der vergangenen 20 Jahre macht das Zünglein an der Waage aus. Sogar im vergleichsweise kühlen Jahr 2016 reiften die spätreifenden internationalen Sorten gut aus. Auch bei der Verkostung wurden nur zweimal Paprikanoten und zweimal unreifes Tannin wahrgenommen.

Herkunft zählt

Mehr als ein Drittel der Einreichungen kam vom Leithaberg, gefolgt vom Neusiedlersee und dann Mittelburgenland. Sie zeigten durchaus Terroirtypizität. Die Weine vom Leithaberg haben mehr Mineralität und Säure, während die Seewinkler fruchtbetonter und molliger sind. Die acht Proben aus dem Blaufränkischland strotzten vor Struktur und Kraft. Sie waren allererste Sahne und wurden im Schnitt mit mehr als 93 Punkten bewertet. Sie sind allerdings auch im Schnitt um zehn Euro teurer als die aus anderen Gebieten. Beim Preis-Genuss-Verhältnis lagen die Seewinkler vorn. Die Stockerlplätze bei der Trophy für die Reinsortigen teilen sich diese drei Gebiete gerecht auf und das Ranking entspricht exakt dem der Einreichquote.

Nach den drei burgenländischen Rotweinhochburgen war das häufigste Gebiet das Weinviertel, das mit einer Durchschnittspunktezahl knapp über 90 überzeugte. Das Highlight aus Niederösterreich kam aus dem Kamptal. Bründlmayers 2015 Cabernet Franc & Merlot „Willi & Vincent“ belegte unter den Cuvées den zweiten Platz und sprengt somit die Phalanx der burgenländischen Qualitätsachse, die sich über den Sieggrabener Sattel spannt.

Das heiße Jahr 2015 tat allen Sorten gut und so bestechen vor allem die Bor­deaux-Cuvées mit höchster Tanninqualität und dichter Frucht. Im ebenfalls sehr warmen Jahr 2017 haben die Cabernetsorten die Nase vorn. Sie sind geschmeidig und vollmundig. Die 2016er sind ausgesprochen straff strukturiert und versprechen enorme Langlebigkeit.

Blendende Blends

Im Schnitt schnitten die Cuvées um einen halben Punkt besser ab als die reinsortigen Proben. Ein Zeichen dafür, dass die jahrhundertelange französische Tradition, die Rebsorten zu kombinieren, Sinn macht. Aber auch die reinsortigen Weine hatten wenig Ecken und Kanten und zeigten damit einhergehend keine markante Sortentypizität. Stereotypen, wie „Cabernet Sauvignon schmeckt nach Cassis und hat viel Tannin, während Merlot einen höheren Alkohol mit etwas Schokolade anbietet“, konnten organoleptisch nicht nachvollzogen werden. Ebenso vergebens suchten wir den Paprika im Cabernet Franc und fanden auch nicht, dass Syrah nach Pfeffer und Gewürznelken schmeckt und mit animalischer Würze ausgestattet ist. Der entscheidende Faktor beim Charakter der Weine ist die Winzerhand, welche so geschickt bei der Wahl des Bodens und bei der Vinifikation agiert, sodass Rebsorten-Spezifika nivelliert werden.

Vive Le Franc!

Besonders mundeten die Cabernet Francs – leider nur sieben an der Zahl. Mit über 92 Punkten im Schnitt führen sie die Rebsortenwertung vor den Cuvées an. Ein Indiz dafür, dass sich infolge der Klimaerwärmung Cabernet Franc ideal als Rebsorte für Österreich und besonders für das Burgenland eignet. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass, wenn Weingüter Cabernet Franc und andere Rebsorten einreichten, meist der Cabernet Franc vorne lag. Merlot tendiert zu hohem Alkohol und Cabernet Sauvignon zu mehr Tannin – ein Grund, warum traditionellerweise diese beiden Rebsorten cuvetiert werden. Cabernet Franc liegt sowohl beim Alkohol als auch beim Tannin zwischen seinen beiden Söhnen. Er hat Struktur und wirkt runder, ohne breit zu sein. Ein Hoch auf den Cabernet Franc.

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Die GENUSS.Trophy-Sieger & Besten der Besten

Trophysieger: Weingut Heinrich, Deutschkreutz, Mittelburgenland
96 P. | 2015 elegy | € 60,–
 
Trophysieger: Weingut Kollwentz, Großhöflein, Leithaberg
96 P. | 2016 Cabernet Sauvignon | € 47,–

Weingut Keringer, Mönchhof, Neusiedlersee
95 P. | 2017 Cabernet 100 Days | € 17,–
 
Weingut K+K Kirnbauer, Deutschkreutz, Mittelburgenland
95 P. | 2017 Cabernet Franc Konquest | € 35,–
 
Weingut Bründlmayer, Langenlois, Kamptal
95 P. | 2015 Cabernet Franc & Merlot „Willi & Vincent” | € 27,90
 
Weingut Giefing, Rust, Burgenland
95 P. | 2015 Marco Polo | € 29,–

Die GENUSS.Kostjury

Verkostungsleiter: Johannes Fiala, Weinakademiker
VerkosterInnen: Siegrid Mayer, Diplom Sommelière, Karin Vratny, Diplom Sommelière, Andreas Hubmann, gepr. Koster, Weinakademiker i. A., Birgit Kowarik, Weinakademikerin, Gastverkoster: Adi Schmid, Sommelier-Ikone

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