Junge wilde Brenner

Ein Artikel von Jürgen Schmücking | 24.03.2021 - 17:00

In Sachen Schnaps ist Österreich eine Weltmacht. Nein, damit ist natürlich nicht die Produktionsmenge gemeint. In Relation zum globalen Markt destillieren unsere Brennerinnen und Brenner eher homöopathische Dosen. Aber in Sachen Qualität sind wir Weltmeister. Kein anderes Land brennt so präzise, klare und vor allem so sortentypische Fruchtbrände wie Österreich. Analog zu dem, was die Winzer beim Wein zustande gebracht haben, könnte man glatt vom „österreichischen Schnapswunder“ sprechen. Unter den Leistungsträgern
dieser Entwicklung finden sich klingende Namen. Rochelt zum Beispiel. Oder Gölles, Reisetbauer, Wetter oder Kössler in Tirol. Und dass das auch so bleibt, hängt in erster Linie vom Nachwuchs ab. Wir haben uns vier junge
Brennereien im Land angesehen und sind mittlerweile überzeugt, dass wir uns keine Gedanken machen müssen. Österreich wird an der Spitze bleiben.

Whisky – neue Wege mit alten Sorten: Monika und Mario Thauerböck

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Monika und Mario Thauerböck sind Mühlviertler Whisky-Brenner der jungen Generation. © Bio Brennerei Thauerböck

Hans Reisetbauer und Johann Haider sind – in Bezug auf Whisky – die Helden der Gründerzeit. Sie waren die Ersten, und dafür gebührt ihnen Respekt und Anerkennung. Aber wie hat sich die Szene weiterentwickelt? In welche Richtung gehen die Whisky-Brenner der jungen Generation? Eine Handvoll Brenner wollte nicht einfach nur Getreide brennen. Sie wollten es genauer wissen und haben sich alter Sorten angenommen. Monika und Mario Thauerböck zum Beispiel, die im Mühlviertel (nicht nur) außergewöhnlichen Whisky brennen: zarte Vanillenoten, getragen vom Eichenholz und dem rauen Kaltenberger Winterroggen. Ein Whisky, den wir brauchen. Einerseits, weil er grandios gut ist, andererseits, weil er eine Hommage an eine alte Mühlviertler Getreidesorte ist. Am Biohof werden übrigens auch andere hervorragende Brände gebrannt. Dabei zeigt Mario Thauerböck eine überaus kreative Ader. Neben Malz- und Kornmandelkorn hat der Freigeist auch spezielle Geiste im Sortiment. Zum Beispiel Pfefferminz- oder Tannenzapfengeist. Und Liköre. Mispel, Brombeere, Schlehdorn oder Salbei. Weil am Biohof auch Kräuter ein Thema sind.

Hohe Motivation, solides Handwerk und enorme Innovationskraft. Für die neuen, jüngeren Projekte österreichischer Brenner stehen die Chancen gut, aus dem Schatten der Altvorderen zu treten. Ihre Destillate machen jetzt schon Spaß, und es ist spannend, ihren Weg zu verfolgen.

GENUSS.Info

Junge wilde Brenner
Teil 1 | Bartholomäus Fink
Teil 2 | Michael Flunger
Teil 3 | David Gölles
Den gesamten Artikel mit allen Porträts finden Sie gleich im GENUSS.Magazin 08/2020.