Alles Burgunder

In keiner anderen Rebsorte vermag man Klima, Bodentyp und Verarbeitungsweise mehr herauszuschmecken. Burgunderrebsorten sind empfindlich im Weingarten gegen Frost, Mehltau, Botrytis und Virenkrankheiten. Am liebsten haben sie es kühl, wollen gehegt werden und verlangen uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Zollt man ihnen dies nicht, können sie sich durchaus scharfkantig und zickig zeigen. So mancher Pinot Noir zeigt nach dem Öffnen der Flasche zuerst einmal die kalte Schulter. Gewährt man ihm den Freiraum, den er einfordert, kann er zu ungeahnter Größe aufsteigen. Die Sprache des Winzers findet sich in den Weinen wieder!

Lieblingsplätze und Charaktere

Pinot Noir, Liebkind und Sorgenkind, ist empfindlich, sensibel und mit feinem Tannin und strukturierter Säure ausgestattet. In der Thermenregion und im Burgenland findet er perfekte Voraussetzungen, auch am Wiener Nussberg gedeiht er ausgezeichnet! Die wunderbaren Aromen nach Weichseln, Laub, Hagebutten und feinen Gewürzen finden leicht den Weg in die Herzen der Weinliebhaber.

Der St. Laurent wurde bereits im 18. Jahrhundert in Klosterneuburg als „Schwarzburgunder“ erwähnt. Erst in den 70er-Jahren wurde er als Qualitätsrebsorte anerkannt. Er besitzt etwas mehr Gerbstoff als der feintanninige Pinot Noir, ist etwas dunkler und hat sehr würzige und fruchtig-reife Aromen. In der Thermenregion und im Burgenland zeigt diese Rebsorte definitiv, was sie kann!

Chardonnay wiederum hat sich in das Weinbaugebiet Leithaberg verliebt. Der Leithakalk lässt dem Boden viele Nährstoffe und prägt mit besonderer Präzision den Geschmack des Weins. Auch in der Steiermark findet die Rebsorte ihre geliebten kalkreichen Untergründe vor und weiß sie bestens zu nutzen. Die Aromen von gelbem Kernobst, Würze, Zesten und nicht selten Exotik verwöhnen den Gaumen, werden zu seidigen und komplexen Wunderwerken. Alle Spielarten der Burgunder fühlen sich im nordöstlichen Weinviertel rund um Staatz und Falkenberg wohl, auch dort führt der Kalk das Regiment.

Im Vulkanland Steiermark findet der Weißburgunder = Pinot Blanc seine Lieblingsplätze. Auf kleinen Weininseln entstehen erfrischende, salzig-mineralische Weine. Auch in Wien auf dem Reisenberg in Grinzing fühlt sich der Weißburgunder wohl. Seidig und zart kann sich hier diese feinaromatische Rebsorte entwickeln. Typische Aromen nach Marille, Blüten und Zitruszesten, gepaart mit feiner Säure, machen sie zur kleinen Schwester des Chardonnays.

Den würzigen Grauburgunder = Pinot Gris erkennt man an seiner etwas dunkleren Farbe. Die rötlich bis rostbraunen Traubenschalen mit ihrem zart-grauen Schimmer geben die Farbe an den Wein ab. Sensorisch zeigt der Grauburgunder Orangenzesten, warme Würznoten, Honig und reifes Kernobst, gerne auch etwas Restzucker.

Geduld lohnt sich
Größere und kleinere Holzgebinde sorgen dafür, dass sich rauchige, röstige Komponenten mit den Aromen der Burgunderrebsorten verbinden und das Gesamtbild beeinflussen. Je balancierter sich alles zeigt, umso qualitativ hochwertiger wird das Endergebnis. Bei jungen Weinen muss man jedoch bedenken, dass diese Verbundenheit etwas Zeit benötigt/benötigen darf. Nicht jeder Wein ist sofort trinkbereit, ein wenig Geduld und Flaschenreife kann sich durchaus lohnen!