Wie gesund ist Essig?

Ein Artikel von Laura Hehn | 31.10.2016 - 17:21
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Mag. Angela Mörixbauer ist Ernährungswissenschafterin. © Weinfranz

Ein Glas warmes Wasser mit einem Schuss Apfelessig in der Früh auf nüchternen Magen getrunken, soll gut für das Wohlbefinden sein. Wahrheit oder Mythos?

Leider handelt es sich hier um einen Mythos. Warum Essig generell, und Apfelessig im Besonderen so gesund sein soll, ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht nicht wirklich nachvollziehbar. Apfelessig besteht aus Wasser, Essigsäure und einigen Mineralstoffen. Letztere kommen aber in sehr geringen Mengen darin vor und nachdem man Apfelessig üblicherweise nicht in großen Mengen konsumiert, nimmt man auch entsprechend wenig dieser Mineralstoffe zu sich. Ein durchschnittlicher Apfel weist im Vergleich bis zum Hundertfachen der in Apfelessig enthaltenen Wirkstoff e wie etwa Ballaststoffe, Vitamin C, Kalium, Kalzium oder Folsäure auf.

Ist also Essig gar nicht gesund?

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist Essig ein Würzmittel und dabei würde ich es auch belassen. Es gibt jedoch zwei positive Aspekte, die bekannt sind: Essig wirkt antiseptisch und kann zur Linderung von Halsbeschwerden beitragen. Außerdem kann Essig bei einem Mangel an Magensäure das Völlegefühl nach einer üppigen Mahlzeit lindern.

Angeblich ist Essig nicht sauer, sondern basisch und damit gut für den Säure-Basen-Haushalt des Körpers. Aber wie kann es sein, dass etwas, das sauer schmeckt, gar nicht sauer ist?

Ein Säureüberschuss im Körper entsteht nicht dadurch, dass man saure Lebensmittel isst. Im Gegenteil – selbst Zitronen wirken im Organismus trotz der enthaltenen Zitronensäure basisch. Auch andere organische Säuren wie Milch-, Apfel- oder Essigsäure lassen den Körper nicht übersäuern. Der Organismus baut diese Säuren nämlich vollständig zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser ab. In der Lunge wird das CO2 dann vollständig abgeatmet. Es bleiben keine Säuren im Körper oder in den Körperzellen zurück. Daher werden diese Säuren auch als flüchtige oder veratembare Säuren bezeichnet.

Man sagt, Essig sei ein wahrer Fatburner. Kann man mit Essig tatsächlich abnehmen?

Essig ist definitiv kein Fatburner. Er bewirkt keinen gesteigerten Energieverbrauch, wie immer wieder behauptet wird, und regt den Stoffwechsel nicht an. Der Essig wird bereits im Magen und oberen Dünndarm verdaut und seine Säure neutralisiert. Auch die Lipolyse, also der Abbau von Körperfett, wird durch den Konsum von Essig nicht angeregt oder gefördert. Das enthaltene Pektin ist zwar ein Ballast- beziehungsweise Quellstoff, doch in den geringen Mengen, in denen er in Essig vorkommt, ist keinerlei Sättigungswirkung zu erwarten. Wissenschaftlich gibt es also keinen Beleg für eine gewichtsreduzierende Wirkung von Essig.
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