GENUSS.Design.Award 2019 - Platz 1

Ein Artikel von Klaus Postmann & Alexander Lupersböck | 22.05.2019 - 08:14
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Simon Gattinger © POV-Point of View

Zwanzig Jahre lang wurden am kleinen Weingut der Familie Gattinger in Unterloiben keine Weintrauben verarbeitet. Simon Gattingers Eltern gaben den Weinbau 1997 auf und verkauften die Trauben an andere Weingüter. Simon wusste aber schon als kleines Kind, was er einmal werden wollte: Weinbauer. Daher blieben die Weingärten in Familienbesitz, Simon plante seine ganze Ausbildung in die entsprechende Richtung und verfolgte mit beachtenswerter Konsequenz seinen Weg. Er absolvierte die Höhere Bundeslehranstalt für Weinbau in Klosterneuburg und belebte schließlich ab 2017 die Familientradition wieder. Derzeit macht er Wein aus drei Hektar Weingärten. Davon kann man natürlich nicht leben, und so studiert er nebenbei auch Internationales Weinmarketing an der Fachschule in Krems, aber das Ziel ist klar: Das Weingut Simon Gattinger soll mit dem Rückhalt seiner Eltern auf eine Größe wachsen, die es wirtschaftlich tragfähig macht.

Die meiste Ausrüstung im Weinkeller war noch vorhanden und verwendbar: „Ein Stahltank ist ein Stahltank, da ändert sich nicht viel. Nur einige Pumpen und Geräte wurden nach dem neusten Stand der Technik angeschafft.“ Technische Weine sind aber nicht Simon Gattingers Ziel, sondern Weine, die klar und präzise sind: „Zunächst möchte ich eine grundsätzlich gute Qualität machen, charaktervolle Wachauer Weine, denn das ist die Basis. Dann kann ich darauf aufbauen und auch einmal experimentieren.“

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Nomis Grüner Veltliner
© POV-Point of View

Für seine Etiketten hat sich der junge Winzer einiges ausgedacht. Die beiden Grünen Veltliner haben dunkles Schiefergrau als Grundfarbe, der Riesling ein edles blau. Der in Gold gehaltene Verlauf der Donau durch die Wachau ist sofort zu erkennen, aber was hat es mit den fünf parallelen Linien auf sich? „Das soll jene fünf Rebzeilen darstellen, von denen ich meinen allerersten eigenen Wein gemacht habe, sozusagen die Keimzelle meines Weingutes.“ Der Siegerwein, ein Grüner Veltliner, heißt Nomis. Nomis rückwärts gelesen heißt, richtig, Simon, und es ist der kräftigste seiner drei Weine, ein betont eleganter und an Aromen reicher Veltliner. Der Anflug von Gold am Etikett soll seine Lagerfähigkeit signalisieren.

Derzeit schreibt Simon Gattinger an seiner Bachelor-Arbeit für die Vinea Wachau, wenn er nicht gerade im Weinberg oder im Keller steckt: „Mein ganzes Wissen und meine ganze Leidenschaft stecke ich in die Fässer, in denen meine Weine schlummern. Ich bin in der glücklichen Lage, dafür auf Trauben aus den besten Weingärten zurückgreifen zu können. Und dass die Trauben immer gut waren beweist der Umstand, dass wir sie in der Schaffenspause an die besten Winzer im Ort verkaufen konnten“, schmunzelt der junge Winzer. Deren Verlust ist nun unser Gewinn.

Weingut Simon Gattinger
3601 Dürnstein, Unterloiben 34
www.weingutgattinger.at