GENUSS Kolumne: Reine Hopfsache

Ein Artikel von Pepi Hopf | 25.05.2021 - 06:00

Wenn wir über Essen und Kulinarik reden und schreiben, geht es immer um das Besondere, Außergewöhnliche und Exquisite. Hier nun Teil zwei der unlängst begonnenen Entführung in die Schattenwelt des Profanen, rein zweckmäßigen und im Vorbeigehen passierenden.

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© Barbara Hartl Graph Art Line e.U.

Zur Erinnerung: Beim letzten Mal ging es um die „auf die Gach’n-Kulinarik“, ums Fast Food. Dort sind wir zum Schluss bei dem Fast-Food-Klassiker gelandet: bei der Leberkässemmel. Die perfekte Auswahl in puncto Leberkässemmel hat – neben Tankstellen – bekanntlich der Supermarkt mit der lästigen „hama a Jöh Kort‘n“-Dame an der Kassa. Dort gibt es auch, sehr selten aber doch, das absolute Highlight der „on the Road“-Gastronomie: die „Prodasemmäh“ (Semmel gefüllt mit Praterstelze, genauer gesagt mit einer gerollten Variante), garniert mit einem Essiggurkerl. Da fallen Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Vielleicht liegt der Reiz aber auch an der nicht ständigen Verfügbarkeit. Sollten Sie es in der Warmvitrine entdecken, schlagen Sie gnadenlos zu!

Schachtelwirt & Würstlinger

Der weltumspannende „Schachtelwirt“ darf natürlich in einer Aufzählung kulinarischer Quickies auch nicht fehlen. Prinzipiell ist gegen einen Burger nix einzuwenden, dank „Drive-in“ braucht man gerade in unwirtlichen Monaten nicht einmal das Auto verlassen. Wenn Sie eine komplette Versauung Ihres Fahrgastraumes vermeiden wollen, nehmen Sie von Big Macs oder ähnlich opulenten Krea­tionen Abstand. Daher hat auch der Mitanbieter im Vorbeifahrgeschäft schlechte Karten, da bei den „königlichen“ prinzipiell zwei Drittel des Inhaltes wieder rausfallen. Durch eine glückliche Fügung liegt direkt neben der letzten Tankstelle auf meinem Heimweg ein M-Schachtelwirt. Daher habe ich die Möglichkeit, auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Leberkäs und Burger zu achten!

Bei Auftritten in der Bundeshauptstadt schleift sich der hungrige Kleinkünstler auch gerne beim Würstelstand seines Vertrauens ein. Das sind auf Wien verteilt einige, werden aber leider jährlich weniger. Die Qualität der Wurst ist eigentlich überall ziemlich gleich gut, für mich trennt sich die Spreu vom Weizen durch die Qualität des beigelegten Stücks Schwarzbrot.
Etwas ratlos stehe ich dem exponentiellen Wachstum von Kebap-Standeln gegenüber. Wegen mir müsst es nicht sein, und das hat keinerlei fremdenfeindliche Ursachen, er schmeckt mir einfach nicht und man kleckert noch schlimmer als beim King. Ich komme auf maximal ein Stück im Jahr. Um das wirtschaftliche Überleben all dieser Lokalitäten zu gewährleisten, müsste aber jeder Österreicher gefühlt 15 Kebaps täglich verputzen, aber vielleicht irr ich mich dabei auch?

Wenn ich „auf die Gach’n“ mit fremdländischer Küche kombinieren möchte, fällt meine Wahl auf den China-Imbiss. Die richtige Schichtung von Acht Schätzen, Huhn süß-sauer und Asia Nudeln in die Take-away-Box würde eine eigene Kolumne füllen. Das Ganze lässt sich aber unterwegs halbwegs brauchbar essen, man sollte aber nicht allzu genau hinschauen. Optisch hat das Ganze zugegebenermaßen etwas von Biomülltonne.

Jahre der Erfahrung

Ich stelle gerade fest, nicht einmal die Hälfte meiner Fast-Food-Sünden erörtert zu haben, und dennoch den mir zugedachten Platz in diesem exquisiten Druckwerk bereits verbraucht zu haben. Da wären doch noch die gebackenen Hendlhaxn, die schwedischen Möbelhaus-Hotdogs oder das Beuschel am Vorgartenmarkt zu erwähnen … Vielleicht werde ich eines Tages die seit Langem in mir schlummernde Idee eines „auf die Gach‘n“-Lokalführers umsetzen? Aber das braucht Zeit … weil schnell-schnell geht das keinesfalls. Denn um „auf die Gach‘n“ gut zu leben, braucht es viele Jahre an Erfahrung. Na Prost!

In diesem Sinne,
Ihr Pepi Hopf