GENUSS.Bier: Braumeister im Gespräch

Ein Artikel von Karin Vouk, Biersommelière und Beerkeeper [Master Level] | 11.03.2020 - 17:00
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Dipl. Braumeister Martin Simion © Christian Hemmelmeir

Heimische Biervielfalt kann man täglich erleben, frisch vom Fass oder aus der Flasche. Doch wer sind die Menschen, die mit viel Wissen, Leidenschaft und Geschick diese Biere in höchster Qualität brauen? In persönlichen Interviews mit unserer GENUSS.Ressortleiterin Bier, Karin Vouk, erzählen Braumeister aus Österreich mehr aus ihrem Alltag.

Die zweite Station bei unserer Reihe über Braumeister führt uns nach Hallein bei Salzburg. Seit 2018 ist hier Martin Simion Braumeister der Brauerei Kaltenhausen. Die Brauerei ist die älteste Brauerei von Salzburg und umfasst auch ein Biermuseum und ein Bierkompetenzzentrum. Martin Simion hat in Weihenstephan Brauwesen studiert und anschließend national und international Erfahrung in einigen Brauereien gesammelt.

Herr Simion, Sie sind seit 2018 Braumeister der Brauerei Kaltenhausen in Hallein. Wie sieht Ihr Aufgabenbereich aus, der seit wenigen Monaten ja auch eine zweite Brauerei umfasst?
Ich bin für den laufenden Betrieb der Brauerei und damit für die Qualität der Biere, die Planung des Sortiments und natürlich die Rezeptur-Entwicklung verantwortlich. Ebenso leite ich die Bier-Sommelier-Kurse, die wir in Kaltenhausen und bald auch in Wien anbieten, und bin für den Außenauftritt bei Craft-Bier-Veranstaltungen zuständig.

Sie haben die Leitung von Günther Seeleitner übernommen, der bis zu seiner Pensionierung auch Präsident vom Bund der Österreichischen Braumeister und Brautechniker war. Wie ist es, die Leitung von einem derart bekannten Braumeister zu übernehmen?
Günther ist ein super Typ, der mir gemeinsam mit dem bewährten Team in Kaltenhausen einen schnellen Einstieg ermöglicht hat. Gleichzeitig ist es eine tolle Sache, von seinem reichen Erfahrungsschatz zu profitieren. Wir tauschen uns regelmäßig bei einem Glas Bier aus, und manchmal wird es auch länger!

Wie wirkt sich Ihre internationale Erfahrung auf die Arbeit aus, die ja auch die Entwicklung neuer Biere umfasst?
Tatsächlich war ich in einigen Brauereien im In- und Ausland tätig und konnte dort viel Erfahrung sammeln. Das sind natürlich fachliche Themen wie das Brauen von internationalen Bierstilen mit unterschiedlichen Rohstoffen und Braumethoden, die man nicht in jeder Brauerei sieht. Dazu gehören natürlich auch die Brauerei-Neubauten, die ich betreut habe. Diese Erfahrungen kommen mir jetzt für meine doch recht breit gefächerten Aufgaben in Kaltenhausen zugute.

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© Thomas Unterberger

Seit letztem Jahr sind Sie auch Braumeister der Kaltenhauser Botschaft in Wien 15. Was dort sofort auffällt, ist, dass es die vor Ort gebrauten Biere ausschließlich frisch von der Schank aus dem Ausschanktank gibt. Was zeichnet Tank- und Fassbier so besonders aus?
Wir haben uns in Wien dafür entschieden, unsere Biere ausschließlich im Tank oder im Fass anzubieten, damit die begrenzten Mengen, die wir dort herstellen, so frisch wie möglich beim Kunden ankommen. Flasche bedeutet hingegen immer auch ein längeres Haltbarkeitsdatum und damit Lagerung unter nicht idealen Bedingungen (Stichwort „kühl und dunkel lagern“).

Für nächstes Jahr übernehmen Sie auch noch die Leitung von einem weiteren Standort, eine Brauerei in Linz ist in Planung. Wie sehen dort die Pläne aus?
Seit Dezember 2019 ist die Katze ja aus dem Sack: Das „Linzer Bier“ bekommt nach 40 Jahren Abwesenheit wieder ein Zuhause in der Landeshauptstadt! Mit der Poschacher Brauerei verschwand damals leider auch die regionale Marke „Linzer Bier“ von der Bildfläche. 2021 kommt es in Form einer neuen Brauerei auf dem Gelände der Linzer Tabak-Fabrik zurück. Momentan planen wir die Brauerei, die dazugehörige Gastronomie und weitere Angebote und Aktivitäten rund um das neue Bier.

Welchen Tipp haben Sie für unsere Leser, worauf sollen sie bei frisch gezapften Bieren besonders achten?
Für die Gastronomie ist der Tank oder das Fass eine super Sache und ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Biergenuss zu Hause. Gleichzeitig bedarf der Ausschank von offenem Bier aber auch besonderer Sorgfalt im Bierkeller und an der Bar. Ist das gewährleistet, dann bekommt man das Bier so frisch wie in der Brauerei und oft auch Biere, die es im Handel nicht gibt. So wie unsere drei Hauptsorten Zwickl, Wiener Lager, IPA und unsere saisonalen Bier-Spezialitäten.

Ein Artikel aus dem GENUSS.Magazin 01/2020.