Supermarkt lernt Wein

Ein Artikel von Redaktion, B. Kowarik | 28.12.2020 - 07:00

Welche trockenen Weiß- und Rotweine aus Österreich empfehlen Sie den Käufern als Begleitung zu festlichen Weihnachts- und Silvestermenüs oder für besinnliche Stunden rund um die Feiertage?“ So lautete die Frage dieser erstmaligen GENUSS.Verkostung an alle in regionalen und nationalen Supermärkten vertretenen österreichischen Weingüter. Manche Konsumenten haben Vorbehalte, Weine direkt aus dem Supermarktregal zu erwerben. Das mag wohl an der Annahme liegen, dass das in Supermärkten verfügbare Qualitätsniveau der Weine nicht mit jenen Weinen, die direkt vom Weingut angeboten werden, vergleichbar ist. Tatsache ist, dass heutzutage für den Heimkonsum vier von fünf Flaschen im Supermarkt erworben werden. Die Gründe für diesen hohen Absatz hängen jedoch nicht unmittelbar mit der C19-Pandemie zusammen, da bereits in den vergangenen 15 Jahren Umsatzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich zu verzeichnen waren.

Qualität aus dem Supermarkt

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© George Rudyi / shutterstock.com

Weinkompetenz aus dem Supermarkt – was vor einigen Jahren noch für viele Konsumenten undenkbar war, ist heute gelebte Realität. Beinahe alle großen Supermarktketten leisten sich eigene Weinabteilungen, welche von qualifizierten Weineinkäufern und Weinberatern betreut werden. Die Weine aus dem Sortiment haben Herkunftscharakter und verstecken sich längst nicht mehr hinter nebulösen Bezeichnungen. Grundsätzlich werden die angebotenen Weine aus den Supermarktregalen über zwei Verkaufsschienen vermarktet. Das Weingut verkauft entweder seine Weine zusätzlich über den Lebensmitteleinzelhandel, und/oder es verfügt über eine eigene „Supermarktlinie“, welche meist exklusiv für bestimmte Einzelhandelsketten produziert wird. Diese oftmalig verkannten Supermarktlinien sind dabei keinesfalls von minderer Qualität. Ganz im Gegenteil – hier wird großer Wert auf gute und stabile Erzeugnisse gelegt, da die Weine langfristig eine breite Konsumentenschicht ansprechen sollen.

Zusätzlich spielt das Preis-Leistungs-Verhältnis eine große Rolle. Obwohl sich die Preisspannen größtenteils im unteren (bis 5,99 Euro) und mittleren Preissegment (bis 11,99 Euro) bewegen, erwartet der Käufer junge, harmonische, trinkfreudige und sortentypische Weine. Um diesen übergeordneten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden, wird daher von Weineinkäufern ein gewisses Geschmacksprofil bevorzugt. Dieses bewegt sich auf einer fruchtigen, nicht allzu holzbetonten und mit einer dezenten Restsüße versehenen Bandbreite. Bei Rotweinen sollten die Tannine weich und samtig ausfallen. Gereiftere Weine wird man tendenziell vergeblich suchen, da einerseits die Lagerbedingungen in den Regalen keine optimalen Voraussetzungen bieten und andererseits ältere Jahrgänge vom Zielpublikum nicht gewünscht sind. Ebenso werden Liebhaber von Weinen abseits des Mainstreams wie beispielsweise maischevergorene Weine selten fündig werden, da diese nicht dem gängigen Geschmacksbild entsprechen. Weiters können Weinproduzenten mit geringeren Hektarerträgen und der daraus resultierenden limitierten Flaschenanzahl in Supermärkten höchstens regional vertreten sein. Schlussendlich möchten nicht alle Weingüter, meist aus Prestigegründen, im Supermarkt-Sortiment gelistet sein. Diese Weine lassen sich wie gehabt und gerade in Zeiten wie diesen über hauseigene Onlineshops oder über den Fachhandel erwerben.

Wein & die Feiertage

Herr und Frau Österreicher trinken gerne Wein und das nicht nur anlassbezogen. Im Jahr 2018/2019 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch 27,7 Liter. Obwohl der Weinkonsum insgesamt aufgrund eines geänderten Konsumverhaltens in den vergangenen Jahrzehnten etwas rückläufig war, wird mengenmäßig konstant (90,7 Prozent) zu österreichischen Weinen gegriffen. In Österreich ist es zwar nicht wie in Frankreich oder Italien üblich, (Tafel)Wein automatisch als Speisenbegleiter zu konsumieren, jedoch wird während der Weihnachtsfeiertage und über Neujahr gerne und vermehrt Wein und Sekt getrunken. Gerade an Festtagen wie am Heiligen Abend und zu Silvester bieten sich förmlich Wein- und Speisenkombinationen an. Die Rebsorten werden nachfolgend anhand der eingereichten Weine aus dem Supermarktregal auf ihre Eignung mit festlichen Speisen vorgestellt.

Weiß für alle Tage

Österreich ist ein Weißweinland und so ist es nicht ungewöhnlich, dass über 60 Prozent der eingereichten Weine weiß sind. Der Anteil wäre wahrscheinlich noch höher gewesen, wenn es sich nicht um eine thematische Weinverkostung handeln würde und einfach während der Winterzeit gerne vermehrt zu Rotweinen gegriffen wird. Die heimische Paraderebsorte Grüner Veltliner eignet sich zu vielen Speisen. Die kräftigeren und würzigen Sortenvertreter passen sowohl zu Bratwurst mit Sauerkraut als Zwischengang als auch zu einem klassischen Wiener Schnitzel. Vegetarier können ihn gut zu Gemüserisotto genießen. Zu den weißen Burgundersorten, die bis auf den Chardonnay 2018 vom Weingut Bründlmayer klassisch ausgebaut wurden, eignet sich wunderbar in Folie gegarter Fisch. Die leichtfüßigen Welschrieslinge, der Rote Veltliner und der Gemischte Satz ordnen sich problemlos einer steirischen Brettljause unter. Die frischen und spritzigen Rieslinge gefallen zu Speisen mit asiatischem Einschlag wie beispielsweise Curry-Huhn. Sauvignon Blanc, Gelber Muskateller, Muskat Ottonel aber auch Rosé lassen sich zu Silvester gut als leichter Aperitifwein einsetzen. Dazu können vorzugsweise ein Krabbencocktail oder Frischkäse-Häppchen gereicht werden.

Festliche Rote für den Anlass

Rotweine werden in Österreich immer beliebter, da sich in den vergangenen 20 Jahren nicht nur die Qualitäten enorm verbessert haben, sondern auch die klimatischen Voraussetzungen für vollreife Trauben gegeben sind. Sehr beliebt sind die autochthonen Rebsorten Zweigelt und St. Laurent. Hier wurden wohl bewusst einige holzfassgereifte Weine eingereicht, die zur Weihnachtszeit wunderbar zu Schweinsfilet im Speckmantel oder Coq au Vin harmonieren. Auch Blauer Portugieser, Merlot und Pinot Noir vertragen sich gut mit Schweinsbraten und Huhn im Saft. Hervorragend eignet sich der würzige und füllige Blaufränkisch zu Reh und geschmortem Lammbraten. Auch die Schärfe von Chili con Carne sowie für Vegetarier Chili sin Carne zum Jahreswechsel wird vom kräftigen Blaufränkischen mit Holz gut getragen. Richtig feierlich wird es dann bei den Rotweincuvées aus dem Supermarktregal, welche sich ohne Weiteres in die heimische Oberliga einreihen können. Für den Heiligen Abend oder zum Silvester-Dinner genießt man diese am besten zu Rindsfilet mit Pfeffersoße oder zu Hirschrückensteak. In diesem Sinne viel Freude beim Ausprobieren und Kombinieren von Speis und Trank.

Weine aus dem Supermarkt: Die besten der Besten

Weingut Lukas Markowitsch, Göttlesbrunn, Carnuntum
93 P. | 2017 Cuvée Ried Eisenbach (ZW, ME) € 15,–
(Eurospar, Merkur)

Weingut Bründlmayer, Langenlois, Kamptal
91 P. | 2018 Chardonnay € 24,99
(SPAR-Gruppe, weinwelt.at, Merkur)

Weingut Rabl, Langenlois, Kamptal
90 P. | 2019 Kamptal DAC Reserve Riesling Ried Schenkenbichl Alte Reben € 19,–
(SPAR-Gruppe, weinwelt.at)

Allacher Vinum Pannonia, Gols, Neusiedlersee
90 P. | 2018 St. Laurent Ried Apfelgrund € 13,–
(SPAR-Gruppe, weinwelt.at)
90 P. | 2018 Neusiedlersee DAC
Reserve Zweigelt Ried Salzberg € 20,50 (SPAR-Gruppe, weinwelt.at)

Weingut Hans Igler, Deutschkreutz, Mittelburgenland
92 P. | 2017 Ricciolino (BF, ZW, ME) € 11,–
(Merkur, SPAR-Gruppe, weinwelt.at)
90 P. | 2018 Blaufränkisch Classic € 8,–
(Merkur, SPAR-Gruppe, weinwelt.at)

Weingut Juliana Wieder, Neckenmarkt, Mittelburgenland
90 P. | 2017 Mittelburgenland DAC Reserve Blaufränkisch Ried Bodigraben € 18,50 (weinwelt.at)

Die GENUSS.Kostjury

Verkostungsleiterin: Mag. Birgit Kowarik, Weinakademikerin
VerkosterInnen: Alexander Lupersböck, GENUSS.Chefredakteur-Stv. und Weinakademiker, Pepe Perez-Ubeda, Weinakademiker, DI Daniela Dejnega, Weinakademikerin