FAKTENCHECK

Stimmt es, dass Käse den Magen schließt?

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 04.02.2025 - 11:48
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Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, sowohl die Herkunft dieser Idee als auch die physiologischen Prozesse im Körper genauer zu betrachten.

Der Ausdruck „Käse schließt den Magen“ stammt aus der traditionellen Ernährungslehre und suggeriert, dass Käse am Ende einer Mahlzeit den Verdauungsvorgang abschließt oder erleichtert. Tatsächlich hat Käse bestimmte Eigenschaften, die eine solche Wirkung plausibel erscheinen lassen. Zum einen ist Käse relativ fett- und proteinreich, was dazu beiträgt, dass man sich nach dem Verzehr satter und zufriedener fühlt. Dies könnte das Gefühl vermitteln, dass die Mahlzeit auf angenehme Weise abgeschlossen wird. Zum anderen regt Käse durch seinen Gehalt an Kalzium und Milchsäurebakterien die Produktion von Magensäure an, was die Verdauung fördern kann.

Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gibt es jedoch keine Beweise dafür, dass Käse den Magen im wörtlichen Sinne „schließt“. Die Verdauung ist ein komplexer Prozess, der durch mehrere Faktoren beeinflusst wird, darunter die Zusammensetzung der Mahlzeit, die Menge der aufgenommenen Nahrung und individuelle Unterschiede im Verdauungssystem. Nach dem Verzehr von Käse arbeitet der Magen weiterhin daran, die Nahrung in kleinere Bestandteile zu zerlegen, unabhängig davon, ob der Käse am Anfang, in der Mitte oder am Ende der Mahlzeit gegessen wird.

Eine weitere Frage ist, ob Käse die Aufnahme von anderen Nährstoffen hemmt oder fördert. Einige Studien deuten darauf hin, dass der hohe Fettgehalt in Käse die Verdauung anderer Lebensmittel verlangsamen kann, was dazu führt, dass man sich länger satt fühlt. Dies wird jedoch nicht unbedingt als "Magenverschluss" interpretiert, sondern eher als natürlicher Effekt einer fettreicheren Kost. Gleichzeitig enthält Käse wichtige Nährstoffe wie Kalzium, Vitamin D und Proteine, die für den Körper von Vorteil sind. Diese können die allgemeine Ernährungsqualität verbessern, ohne die Verdauung negativ zu beeinflussen.
Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion um Käse als Magen„schließer“ eine Rolle spielen könnte, ist der kulturelle Kontext. In vielen europäischen Ländern, insbesondere in Frankreich, Italien und der Schweiz, ist es üblich, eine Mahlzeit mit einer Auswahl an Käse abzuschließen. Diese Tradition hat nicht nur eine kulinarische, sondern auch eine praktische Grundlage: Käse ist lange haltbar, einfach zu servieren und bietet einen nährstoffreichen Abschluss einer Mahlzeit. Der Spruch „Käse schließt den Magen“ diente vielleicht auch dazu, diesen Brauch zu rechtfertigen oder zu unterstützen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Idee, Käse schließe den Magen, eher auf traditionellen und kulturellen Vorstellungen basiert als auf wissenschaftlichen Fakten. Dennoch kann Käse am Ende einer Mahlzeit ein Gefühl der Zufriedenheit vermitteln und durch seine Nährstoffe zur Verdauung beitragen. Entscheidend ist, Käse in Maßen zu genießen und ihn als Teil einer ausgewogenen Ernährung zu sehen. Ob er den Magen wirklich „schließt“, bleibt eine Frage des individuellen Empfindens und der persönlichen Vorlieben.