Wie kam es zum Brausilvester und letztlich zum "Tag des österreichischen Bieres"? Bis vor ca. 200 Jahren erstreckte sich die Biersaison zwischen den Feiertagen zweier Heiliger: Nur von Michaeli (29. September) bis Georgi (23. April) durfte gebraut werden. Im Früh- und Hochsommer hätten die Temperaturen dem wärmeempfindlichen Bier zu stark zugesetzt, passende Kühlgeräte waren noch nicht erfunden. Und auch die revolutionäre Erfindung des Lagerbieres durch den Österreicher Anton Dreher sollte noch rund 100 Jahre – bis zum Jahr 1841 – auf sich warten lassen. Die Bierproduktion konnte so erst Anfang Oktober mit Hopfen und Getreide aus der frischen Ernte wieder aufgenommen werden. Deutsche Brauereien feiern den letzten Tag des Braujahres am 23. April. Der Brausilvester wurde in Österreich im Laufe der Jahrhunderte zum liebgewonnenen Brauchtum, auch wenn einer ganzjährigen Bierproduktion heute natürlich nichts mehr im Wege steht.
Brausilvester 2020 in kleinem Rahmen
In den vergangenen Jahren haben Brauereien und Gastronomie diesen Tag immer groß gefeiert und sich einiges für ihre Gäste einfallen lassen. Vom feierlichen Anschlagen von Bierfässern bis zum mehrgängigen Menü mit Bierbegleitung und vielen weitere speziellen Aktionen und Veranstaltungen. In diesem ungewöhnlichen Jahr 2020 ist natürlich einiges anders, viele Events mussten abgesagt werden, gefeiert wird höchstens in kleinem Rahmen. Denn: Ein wenig Feiern darf auch heuer sein. Auf diese Weise können Bierfreunde ihre Lieblingsbrauerei ein stückweit unterstützen. Für vielen Brauereien, die direkt mit der Gastronomie verbunden sind, waren die letzten Monate recht herausfordernd und die folgenden dürften kaum leichter werden.
Sieben kuriose Fakten rund um's Bier
- Die ältesten Überlieferungen für Bierproduktion stammen aus dem vierten Jahrtausend vor Christi Geburt aus dem Zweistromland. Die Sumerer waren wahrscheinlich das erste Volk, das Bier braute.
- Pyramidenbauer im alten Ägypten tranken pro Tag rund vier Liter Gerstensaft, denn es war gesünder als das verdreckte Nil-Wasser.
- Männern war es im alten Ägypten sogar verboten, Bier zu brauen oder zu verkaufen. Bierbrauen war lange Zeit Frauensache. Der Bierkessel war sogar ein wichtiger Bestandteil der Mitgift zur Hochzeit. Die berühmteste Braumeisterin war wohl Hildegard von Bingen.
- Im Mittelalter waren es vor allem die Mönche, die Bier brauten. Der Grund: Bier war nahrhaft und stärkend und durfte auch während der Fastenzeit genossen werden.
- Die alten Wikinger glaubten, dass nach ihrem Tod in Walhalla eine riesige Ziege namens Heidrun auf sie wartet, aus deren Euter Bier fließt.
- In der Londoner Brauerei „Horse Shoe Brewery“ brachen im Oktober 1814 riesige Bierfässer mit fast 1,5 Millionen Litern Inhalt. Das Bier strömte auf die Straße und zerstörte einige Häuser, sogar einige Menschen kamen damals ums Leben.
- „Bier auf Wein, das lasse sein.“ Kaum jemand, der diesen Spruch nicht kennt. Als „Leitformel“ ist dieser wohl dennoch nicht zu sehen. Der Ursprung der Redewendung liegt wahrscheinlich im Mittelalter. Bier galt dort eher als Getränk des „einfachen Standes“, Wein wurde vom Adel getrunken. „Wein auf Bier, das rat‘ ich dir.“ Der Aufstieg in eine adelige Position und damit vom Bier- und Weintrinker hingegen war damals durchaus erstrebenswert. Ansonsten kommt es tatsächlich auf die Menge an, die konsumiert wird, nicht auf die Reihenfolge.
GENUSS.Info: Bier
Österreichs Biere gemäß Lebensmittelbuch Codex Alimentarius Austriacus:
Bier ist ein aus Cerealien (vorwiegend Gerste, Weizen, Roggen), Hopfen und Trinkwasser durch Maischen und Kochen hergestelltes, durch Hefe (unter- oder obergärig) vergorenes, alkohol- und kohlensäurehältiges Getränk.
Spezifische Typenbezeichnungen:
- Lager-/Märzenbier: ausgewogen malziges, mild hopfenbitteres, untergäriges Bier
- Vollbier, Pils(bier): untergäriges, stärker gehopftes, hellfärbiges Vollbier
- Zwickl-/Kellerbier: unfiltriert; Trübung von Hefe und unlöslichen Eiweißstoffen
- nach namengebenden Cerealien: "Weizenbier" (obergärig), "Roggenbier", "Dinkelbier", etc. enthält mind. 50 Prozent Malz der genannten Art
(Quelle: bierland-österreich.at)