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Trinkkultur weltweit: Ein Vergleich zwischen Europa, Asien und Amerika

Ein Artikel von Denise Wachschütz | 02.05.2025 - 09:40
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© DavideAngelini/Shutterstock.com

Während in Europa oft Offenheit herrscht, wird in Teilen Asiens Zurückhaltung erwartet – und in Amerika schwanken gesellschaftliche Normen stark. Ein Blick auf drei große Weltregionen zeigt, wie unterschiedlich Menschen trinken – und was das über ihre Kulturen verrät.

Europa: Genuss, Gewohnheit und Geselligkeit

Europa gilt als Hochburg des Alkoholkonsums – historisch wie aktuell. Länder wie Deutschland, Frankreich und Tschechien zählen weltweit zu den größten Alkoholkonsumenten pro Kopf. In vielen Regionen ist Alkohol tief in der Alltagskultur verwurzelt:

  • Wein in Frankreich, Italien und Spanien ist nicht bloß ein Getränk – er gehört zum Essen wie Brot und Käse. Schon mittags ist ein Glas Wein akzeptiert.
  • Bier in Deutschland oder Tschechien ist ein soziales Bindemittel – Biergärten und Kneipen sind Treffpunkte für Jung und Alt.
  • In Skandinavien hingegen ist Alkoholkonsum stärker reglementiert: Verkaufsstellen sind begrenzt, Preise hoch – dafür fällt der Konsum am Wochenende oft exzessiver aus (Stichwort: „Kompaktsaufen“).

Trotz der kulturellen Akzeptanz steigt in vielen europäischen Ländern das Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken – etwa durch „Dry January“ oder alkoholfreie Alternativen.

Asien: Trinken als Ritual

In Asien ist Alkohol kulturell oft stark ritualisiert – und nicht in allen Gesellschaftsschichten gleichermaßen verbreitet. In Ländern wie Japan, Südkorea oder China ist Alkohol vor allem im beruflichen Kontext relevant:

  • In Japan ist „Nomikai“ (Trinkabend mit Kollegen) Teil des Arbeitslebens. Alkohol dient hier dem sozialen Ausgleich, bei dem Hierarchien zeitweise aufgehoben werden.
  • In Südkorea sind Trinksitten sehr formell: Man schenkt sich nicht selbst ein, dreht sich beim Trinken von Älteren ab, und Ablehnen gilt als unhöflich.
  • In China ist „Ganbei“ (Prost, wörtlich: „das Glas leeren“) ein Ausdruck von Respekt – besonders bei Geschäftsessen. Trinkfestigkeit wird oft mit Stärke assoziiert.

In Süd- und Südostasien hingegen ist Alkohol in Teilen der Gesellschaft – etwa durch religiöse Traditionen im Islam oder Hinduismus – tabuisiert oder gar verboten. Hier ist der öffentliche Alkoholkonsum deutlich seltener oder mit gesellschaftlicher Ablehnung verbunden.

Amerika: Zwischen Party, Politik und Prävention

In Nord- und Südamerika prägen unterschiedliche Dynamiken den Umgang mit Alkohol. Die USA stehen exemplarisch für eine ambivalente Haltung:

  • In den USA ist Alkohol trotz seiner Allgegenwärtigkeit mit einem hohen Mindestalter (21 Jahre) belegt. Die Prohibition der 1920er Jahre wirkt kulturell bis heute nach. Trinken ist einerseits Teil der College-Party-Kultur, andererseits mit starkem Präventionsdiskurs belegt.
  • In Kanada ist der Konsum kontrollierter, aber sozial akzeptiert – ähnlich wie in Europa.
  • In Lateinamerika ist Alkohol – insbesondere Bier, Tequila, Pisco oder Cachaça – oft Bestandteil von Feierlichkeiten und Familienfesten. Alkohol wird hier emotionaler und gemeinschaftlicher eingebunden.

Auch in den amerikanischen Staaten nehmen Themen wie Alkoholsucht, Aufklärung und gesetzliche Regulierung einen zunehmend größeren Raum ein – von Werbungseinschränkungen bis zu Gesundheitskampagnen.