GENUSS.Biertrophy: Im Land der Biere fließen Milch und Honig

Ein Artikel von Karin Vouk | 22.07.2020 - 16:37

Milkstout und Honigbier zählen in Österreich zu den Kreativbieren, sind sie keine neue Erfindung. Bei Milkstout handelt es sich um einen historischen Bierstil aus Großbritannien, wo aber nicht Milch zum Einsatz kommt, wie man im Namen vermuten könnte, sondern nur Milchzucker. Und die Tradition, Bier mit Honig zu brauen, ist wahrscheinlich so alt wie Bier selbst – und war nur bis vor wenigen Jahren in Vergessenheit geraten.

Milchzucker und Honig und der Geschmack von Bier

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Beim Milkstout sorgt Milchzucker dafür, dass das Bier vollmundiger wird und die lieblichen Noten des Biers noch besser abgerundet werden. Bei Honigbieren hängt es stark davon ab, wann der Honig im Brauprozess eingesetzt wird. Je früher, desto weniger typische Honigaromen sind zu erkennen. Aber der Honig sorgt auch dafür, dass mehr Zucker zum Vergären vorhanden ist. Daher kann man mit der Zugabe von Honig sehr schlanke Biere mit höherem Alkoholgehalt kreieren. Das war auch bei unserer GENUSS.bier.pur Sonderedition 2018 ein Grund dafür, warum wir uns für Honig als eine der Zutaten entschieden haben.

In Zeiten wie diesen

Durch die außergewöhnlichen Zeiten ist selbst dafür, dass Honigbiere und Milk­stouts in Österreich zu den weniger verbreiteten Bierstilen zählen, die Anzahl der eingereichten Biere etwas zurückhaltend gewesen. Natürlich gibt es noch einige Vertreter mehr, aber die letzten Wochen waren für Brauereien besonders schwierig. Sie haben die Gastronomie als Abnehmer für viele Wochen verloren. Brauereien, die ihren Schwerpunkt im Handel haben, hat es nicht ganz so hart, aber dennoch nachhaltig getroffen. Die Verkaufszahlen in den Supermärkten waren in Ordnung, Bierfachgeschäfte konnten fast nur durch Onlinehandel überleben. Das hat besonders kleine Brauereien getroffen, die nicht in den großen Supermarktketten gelistet sind. Auch wenn bei österreichischen Brauereien der Anteil von Fassbier bei gut 20 Prozent liegt, ist dieser Anteil bei einigen Brauereien deutlich höher. Auch darf man nicht vergessen, dass Bier nicht unbegrenzt haltbar ist. Was zudem gerne verabsäumt wird, ist die Schankhygiene. Vor der Öffnung der Gastronomie mussten nicht nur alle Gastronomen mit frischem Bier beliefert werden, sondern sie benötigten auch noch eine gründliche Reinigung der Schankanlage. Eine logistische Herausforderung!

Was macht man aus Bier, das keiner trinkt?

Natürlich wurde nicht alles an Bier vernichtet, das nicht konsumiert wurde. Manche Brauereien haben daraus Schnaps brennen lassen, andere haben Eisbock produziert. Trotzdem wurde sicher einiges an Bier beseitigt, besonders aus den bereits angezapften Bierfässern der Gastronomie.

Sonderstellung für Wirtshausbrauereien?

Hier wird auf Frische gesetzt, dafür war die Vorlaufzeit oft zu kurz. Wer nicht auf Verdacht schon vor Bekanntgabe der Wiedereröffnungstermine der Gastronomie zu brauen begann, hatte kaum Chancen, eigenes, frisches Bier anzubieten. Denn Bier muss ja nicht nur gebraut und vergoren werden, es braucht auch Lagerzeit, um richtig zu reifen. Das Wieden Bräu in Wien, in dem wir schon einige unserer Verkostungen abgehalten haben, konnte somit erst Ende Mai seinen Betrieb wieder aufnehmen.

Die GENUSS.Jury

Zur ersten Online-Verkostung via ZOOM fanden sich unter der Leitung von Karin Vouk (GENUSS.Ressortleiterin Bier, Biersommelière und Beerkeeper [Master Level]) folgende VerkosterInnen ein: Conrad Seidl, Bierpapst; Andreas Urban, Dipl. Braumeister, Dipl. Biersommelier und Präsident Bund österreichischer Braumeister und Brautechniker; Viktoria Seidl, leidenschaftliche Bierkonsumentin und „Bierpäpstin“; Maria Hubmann, leidenschaftliche Bierkonsumentin; Bernhard Kössler, leidenschaftlicher Bierkonsument