Der GENUSS.Schokoladen Award 2020

Ein Artikel von Angelika Kraft | 15.01.2021 - 11:15
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© Igor Normann / Shutterstock.com

Manche Dinge ändern sich nie – auch in Zeiten von Corona nicht: Schokolade gilt als eines der fabelhaftesten Luxusgüter, das den Gaumen erfreut und die Seele streichelt. Während ich diese Zeilen tippe, schweift mein Blick auf die Pinnwand über meinem Schreibtisch, auf der eine Postkarte mit folgendem Spruch hängt: „Neun von zehn Menschen lieben Schokolade. Der zehnte lügt.“ Ich muss schmunzeln. Was für ein Spruch … Gut – und wahr. Nur die Vorlieben unterscheiden sich – dem einen kann seine Schoki nicht süß genug sein, der andere greift lieber zur tiefschwarzen 90-Prozentigen und der dritte bevorzugt seine Tafel ganz im Weiß.

Wir haben die kalorienschwere Herausforderung angenommen und zum großen Schokoladen-Award aufgerufen. Mehr als 80 Tafeln verschiedener Couleur trafen in der Redaktion ein, um von der gewohnt kompetenten GENUSS.Jury auf Aussehen, Geruch und Geschmack verkostet und bewertet zu werden. An der Stelle verrate ich Ihnen, dass es bislang noch nie eine Verkostung gab, zu der sich so viele Verkoster angemeldet haben, wie bei dieser. Aber wie immer gilt auch hier: First come, first serve. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – oder in diesem Fall: nascht zuerst.

Kommen wir nun also zu weitaus Genüsslicherem und widmen uns dem Hauptakteur unserer Verkostung, der Schokolade.

Unnütze Naschereien

„Süßigkeiten müssen keinen Nutzen haben, deswegen sind es ja Süßigkeiten“, stellte bereits Willy Wonka in seiner Schokoladenfabrik fest. Damit ist Schokolade wohl die unnützeste Nascherei, die es gibt. Trotzdem – oder gerade deshalb – zählt sie zu den beliebtesten Genussartikeln der Menschheit.

Gute Schokolade ist besser als jede Droge. Sie schmiegt sich an Zunge und Gaumen, turtelt mit den Papillen und schenkt uns den einen oder anderen Endorphinausstoß. Denn Kakao, das Ausgangsprodukt von Schokolade, enthält neben einem hohen Fettanteil beträchtliche Mengen an Mikronährstoffen wie Magnesium, Kalium, Chrom, Eisen oder Vitamin E. Darüber hinaus verfügt Kakao über rund 500 verschiedene weitere wertvolle Inhaltsstoffe. Es ist also kein Wunder, dass Schokolade selbst bei größtem Unglück die Welt ein bisschen freundlicher aussehen lassen kann.

US-Forscher haben festgestellt, dass das Gehirn schuld daran ist, dass Schokolade für uns so unwiderstehlich erscheint. Enkephalin, eine opiumähnliche Substanz, wird bereits beim Anblick des Nasch­objekts freigesetzt und damit der Iss-Befehl ausgelöst. Also doch eine Droge, die Schokolade …

Die Ersten, die die Kakaopflanze nutzten und kultivierten, waren die Olmeken in Mittelamerika. Auch die Mayas betrieben ausgedehnte Kakaoplantagen. Sie schrieben der Pflanze gar einen göttlichen Ursprung zu und erfanden gleich einen passenden Gott, Ek Chuah genannt, zu dessen Ehren im Frühling jeden Jahres ein Fest gefeiert wurde. Ihren Namen verdankt die Schokolade übrigens dem ersten kakaohaltigen Getränk, von den Azteken Xocolatl genannt. Nach Europa fand die Schokolade erst im 16. Jahrhundert, wie viele andere Dinge blieb ihr Genuss vorerst aber erst einmal den Privilegierten vorbehalten. Das hat sich bis heute Gott sei Dank geändert und Schokolade ist für jedermann erschwinglich.

Bitte(r) sehr – hochprozentiger Genuss

Besonders begehrt bei Feinschmeckern ist dabei die Bitterschokolade. Dunkle Schokolade mit einem Kakaoanteil von 50 Prozent oder mehr wird immer beliebter – und das nicht nur unter der männlichen Bevölkerung. Auch wenn die Bitteren immer noch gerne als „Herrenschokolade“ bezeichnet werden.
Schokoliebhaber steigen jedoch nicht nur wegen des Geschmacks, sondern auch der Gesundheit zuliebe von süß auf bitter um. Denn in den vergangenen Jahren sind zahlreiche gesundheitsfördernde Eigenschaften von Kakao entdeckt worden. So belegt etwa eine Studie des Universitätsspitals Zürich, dass dunkle Schokolade nicht nur gut für die Seele, sondern auch für das Herz ist. Bereits 40 Gramm Schokolade mit einem Kakaoanteil von über 70 Prozent sollen dank der darin enthaltenen Flavonoide die Herzkranzgefäße erweitern und die Aktivität der Blutplättchen verbessern. Zudem sollen die Alkaloide Koffein und Theobromin in der dunklen Schokolade die geistige und körperliche Fitness steigern und als Stresskiller fungieren. Und last but not least macht dunkle Schokolade glücklich. Die Kombination aus Fett und Kohlenhydraten erhöht den Tryptophan-Gehalt im Blut, der die Produktion des Glückshormons Serotonin fördert. Doch bei all den positiven Auswirkungen von dunkler Schokolade sollte das Kalorienkonto dennoch nicht aus den Augen verloren werden. Denn dass Bitterschokolade weniger Zucker und somit weniger Kalorien enthalte, ist schlichtweg falsch. Lediglich Milchpulver und Kakaobutter werden durch Kakaomasse ersetzt und somit stecken in 100 Gramm Bitterschokolade etwa 500 bis 600 Kilokalorien. Richtig ist jedoch, dass aufgrund des vollmundigen Geschmacks von Bitterschokolade das Verlangen nach Süßem oft bereits mit einem kleinen Stückchen davon gestillt ist.

Ganz in Weiß – tafelweise Weißheiten

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© Diana Finch / Shutterstock.com

Von der ganz dunklen Schokolade zur ganz hellen. Weiße Schokolade liebt man. Oder man hasst sie. Ein Dazwischen gibt es nicht. Weiße Schokolade ist ohne Zweifel jene, die am meisten polarisiert. Nicht einmal bei Bitterschokolade sind die Grenzen zwischen Freund und Feind dermaßen klar definiert. Damit aber nicht genug, ist die weiße Schokolade eigentlich ein Schummelpaket. Denn genau genommen handelt es sich hierbei nicht einmal um echte Schokolade. Weiße Schokolade enthält kein Kakaopulver, sondern lediglich Kakaobutter (mindestens 20 Prozent), Milch (Trockenmilch und Milchfett) sowie Zucker. Bis vor Kurzem durfte sie laut „Codex Alimentarius für Schokolade“ daher auch nicht den Titel „Schokolade“ tragen, sondern nur die Bezeichnung „Kakaobutter-Konfekt“.
Zu welcher Farbe man schokoladen-technisch greift, entscheidet schließlich der persönliche Geschmack. Eine kleine süße Entscheidungshilfe kann Ihnen jedoch unsere Verkostung geben, werfen Sie doch einmal einen Blick auf unsere Kostnotizen und lassen Sie sich die Beschreibungen der eingereichten Produkte auf der Zunge zergehen. Wie ein Stückchen Schokolade …

Noch mehr zum Thema Kakao & Schokolade finden Sie im GENUSS.Magazin 07/2020.

GENUSS.Download Schokoladenaward 2020

GENUSS.Organisatorisches

Eingeteilt haben wir die eingereichten Produkte nach ihrer Farbe: Milchschokolade, Bitterschokolade und weiße Schokolade heißen die drei großen Gruppen. Und schon da begannen die Diskussionen. Denn manche Produkte, allen voran die gefüllten Schokoladen, wie zum Beispiel jene des Chocolatiers Josef Zotter, waren nicht so einfach einer der drei Gruppen zuzuordnen. Sollten wir für sie eine eigene Gruppe „gefüllte Schokoladen“ gründen oder sie alle in die Gruppe „Innovationen“ packen? Wir haben uns anders entschieden: Jene Produkte, die einer der drei Hauptgruppen Milchschokolade, Bitterschokolade oder weiße Schokolade zugeordnet werden können – und sei es nur, weil sie mit einer der drei Schokoladensorten überzogen wurden – kommen in die jeweilige Gruppe. Der Gruppe „Innovationen“ haben wir nur jene Produkte zugeordnet, die entweder zwei oder mehr der Schokoladenarten enthalten wie etwa die Pralinen oder keiner der Gruppen zugeordnet werden können wie etwa die veganen Schokoladen oder Schichtnougat. Wir hoffen, Sie können unsere Entscheidung nachvollziehen, sind aber auch neugierig auf Ihre Meinung. Geben Sie mir einfach per Mail Bescheid: a.kraft@agrarverlag.at.

Die GENUSS.Kostjury

Verkostungsleiterin: Angelika Kraft, GENUSS.Redakteurin, Sommelière und Diplom-Kaffee-Sommelière
VerkosterInnen: Elisabeth Cvach, HLF-Absolventin und Genießerin, Dagmar Gross, Diplom-Sommelière, Käsesommelière und staatlich geprüfte Weinmanagerin, Herbert Lehmann, Food-Fotograf, Alexander Lupersböck, GENUSS.Chefredakteur-Stv. und Weinakademiker, Dr. Klaus Postmann, GENUSS.Chefredakteur, Weinakademiker und Diplom-Kaffee-Sommelier, Sandra Steiner, Online-Redakteurin und Social Media, Mag. Stephan Tadina, Unternehmer und Konditor, Dr. Simone J. Taschée, GENUSS.Redakteurin, Diplom-Käsesommelière, Diplom-Kaffee-Sommelière, Mario Witti, Genießer

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