Menschen hinter dem Bier: Die „Eggenberger“

Ein Artikel von Rüdiger Martin | 25.06.2015 - 13:57

Der Herr des Sudkessels: Braumeister Thomas Lugmayr

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© Rüdiger Martin

Für Thomas Lugmayr war 2007 besonders ereignisreich: Damals „machte“ er bei Doemens den Braumeister – und den Diplom-Biersommelier. Seit 11. Februar 2007 ist er auch Herr über die Eggenberger Sudkessel. Der lebensfrohe 1,92 Meter-Lackl scheint visionär veranlagt, denn er war „der erste, der in Österreich den Saphir-Hopfen“ einsetzte. Lange bevor sich seine Kollegen an dieser heute so populären Sorte versuchten. „Der ist aber eine ziemliche Tussi“, schmunzelt er. „Der Saphir liebt nämlich nur sich selbst und lässt keine anderen neben sich gelten“, beschreibt er fast philosophisch die zickenhaften Eigenheiten der aromatischen Schlingpflanze.

Überhaupt vertraut er nicht nur nüchternen Laborwerten. Für ihn gibt es nahezu metaphysische Aspekte, die auf Charakter und Entwicklung des Bieres unerklärlichen Einfluss nehmen können. „In Innsbruck“,– das war vor seiner Zeit bei Eggenberg – „habe ich ein Bier probiert,das war sowas von gut. Ich hab den Braumeister angerufen und gefragt, was er da eigentlich angestellt hat.“ Die Antwort: „Das weiß ich selber nicht.“ Mysterien, die bei größter Sorgfalt der Rezeptur dennoch für eigenen Reiz und spannende Erwartung sorgen. So ist seiner Meinung nach der helle „Samichlaus“ in seiner Jugend „ein Wahnsinn: Da kommt ein Aroma von Walderdbeeren herüber, unglaublich“, schwärmt er. Diese fruchtigen Nuancen verflüchtigen sich mit zunehmendem Alter. Ob das ein Nachteil ist, darüber lässt sich freilich ebenfalls philosophieren.

Strategische Planerin mit Bodenhaftung: Marketing-Chefin Stefanie Bartl

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© Robert Fraungruber

Seit Kleinkindertagen kennt Stefanie Bartl das „Eggenberger“. „Beim Opa habe ich immer den Schaum kosten dürfen“, verrät sie augenzwinkernd. Dass ihr dieser Erstkontakt nicht geschadet hat, beweist ihr erfolgreich absolviertes Studium der Betriebswirtschaftslehre. Doch irgendwann stand eine Neuorientierung an: „Ich wollte etwas Bodenständiges, Handwerkliches machen – und vor allem mit regionalem Bezug.“ Damit war sie gerade richtig bei der Eggenberger Schlossbrauerei. Seit Dezember 2013 leitet sie die Marketingabteilung. Ihre Hobbies: Almwandern und – das Thema „Bier“. Dass diese „sinnvolle Freizeitbeschäftigung“ – nämlich das „Bier“– auch betrieblich gefördert wurde, liegt im familiären Umgang, der hier gepflegt wird: Stefanie Bartl ist nämlich seit dem 3. April 2014 „berechtigt, die Standesbezeichnung Biersommelière zu führen“. So wie 13 weitere „Eggenberger“ auch, deren Schulung von der Geschäftsführung – in jeder Hinsicht – ermöglicht wurde.

„Mandi“ und sein MAN: Der Bierfahrer Manfred Ziegelbäck

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© Rüdiger Martin

Ist ein Dienstverhältnis so langjährig stabil, müssen wohl alle sehr zufrieden sein. Im Falle von Manfred „Mandi“ Ziegelbäck sind es bereits 27 Jahre, die er täglich in seinem LKW verbringt, um das Eggenberger Bier in die Gastronomie zu fahren. Er kennt jedes Schlagloch genau so beim Vornamen, wie seine Kunden zwischen Vorchdorf, Kirchdorf, Windischgarsten und Hinterstoder. Rund 600 Kilometer absolviert er in einer Arbeitswoche und die Pendler identifizieren seinen MAN schon an der Frontscheibe, hinter der nach guter Trucker-Sitte ein Schild mit den Lettern „Mandi“ steckt.

Ziegelbäck ist ein beliebtes Eggenberger-Faktotum und: „Wenn ich einmal nicht da bin, fragen die Wirt‘ glei: Wo is denn der Mandi“, erzählt der 50-Jährige, der beiseinen Kunden fast schon zur Familie gehört. Wie er zu den „Eggenbergern“ kam? „Ein Bierversilberer hat mich darauf aufmerksam gemacht.“ Der gemütlich-unerschütterliche „Mandi“ hat eben Handschlagqualität. Und das weiß man zu schätzen. Innerhalb wie außerhalb der Brauerei.

Flog mit Schank im Heli: Technischer Kundendienst Christian Schicho

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© Rüdiger Martin

Gelernt hat er Metzger. Doch lieber wäre er Landmaschinenmechaniker geworden. Dann war er in einer kleinen oberösterreichischen Brauerei, die es längst nicht mehr gibt. „Durch Glück“ kam er dann zu den „Eggenbergern“, wo er seit 2004 als technischer Kundendienstleiter für Gastronomen als versierter Nothelfer fungiert. Er kennt noch die „alten“ Schankanlagen, deren Tücken – und wie man sie behebt. Bei den heutigen ist er sich „nicht mehr so sicher, ob die auch noch dreißig Jahre halten.“ An ein Erlebnis erinnert er sich besonders gut: Am Naturfreundehaus auf dem Traunstein sollte er eine Schank installieren. Mit dem Hubschrauber flog man sie hinauf – und Schicho saß mit an Bord. „Für mich war das nichts Neues, ich war beim Bundesheer bei den Fliegern“, sagt er gelassen. Es war ein Freitag, die Anlage war errichtet und bevor er noch zusammenpackte, machte ein Wettersturz den Rückflug ungewiss. „Entweder in fünf Minuten – oder erst am Sonntag“, meinte der Pilot. Nach drei Minuten hatte Schicho wieder festen Boden unter sich. Das Eggenberger Bier wird bis heute regelmäßig per Heli in alpine Höhen transportiert.