Historisch handelt es sich bei der Feuerzangenbowle um einen gewürzten Rotwein-Punsch, über den ein mit Rum getränkter Zuckerhut (oder früher ein Zuckerstück) gelegt und angezündet wird. Der Name geht auf die „Feuerzange“ zurück – ursprünglich ein Teil des Kaminbestecks, mit der man glühende Kohlen oder eben ein Zuckerstück hielt.
Ende des 19. Jh. taucht das Getränk in Quellen auf; berühmt geworden ist es aber durch den Roman Die Feuerzangenbowle von Heinrich Spoerl (1933) und die Verfilmung mit Heinz Rühmann (1944). Seitdem gehört die flammende Bowle zur Winterfolklore – und wird auf Weihnachtsmärkten und privat zelebriert.
Zum Original gehören jedenfalls:
- Rotwein mit Gewürzen (Zimt, Nelken, Zitrus)
- eine Feuerzange oder ein Einsatz über dem Gefäß
- ein Zuckerhut oder Zuckerwürfel, in hochprozentigem Rum getränkt
- offenes Feuer, das den Zucker schmilzt und karamellisieren lässt
Erst der karamellisierte Zucker, der langsam in den Wein tropft, macht den typischen Geschmack aus.
Vom Ritual zum „nur Punsch“ – was sich am Adventmarkt geändert hat
Stellvertretend für viele Adventstände war es am Spittelberger Adventmarkt in Wien (etwa bei der Witwe Bolte) Tradition ein Häferl mit echter Feuerzangenbowle zu bekommen: oben lag ein brennender Zuckerwürfel, der langsam in das Getränk tropfte – ein kleines Spektakel, das auch in Reiseberichten und Blogartikeln erwähnt wird. Mittlerweile wird – wie auf vielen Märkten – zwar noch „Feuerzangenbowle“ auf der Tafel angekündigt, im Häferl landet aber ein aromatisierter Punsch ohne brennenden Zucker(würfel), ohne Zange, ohne Flamme. Der Geschmack unterscheidet sich deutlich vom Original: Es fehlt der karamellige Ton des geschmolzenen Zuckers.
Warum hat sich das geändert?
Eine offizielle, klar kommunizierte Begründung findet sich öffentlich nicht. Was sich aber gut belegen lässt: Offenes Feuer bei Veranstaltungen und auf Märkten unterliegt immer strengeren Brandschutz- und Haftungsauflagen. Offenes Licht und Feuer müssen auf Veranstaltungen besonders gesichert werden, Abstände zu Dekoration und Holzbuden sind vorgeschrieben, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen verpflichtend.
In der Praxis bedeutet das: Ein einzelner brennender Zuckerwürfel auf jedem Häferl verursacht Aufwand, Risiko und Kosten – viele Standbetreiber weichen daher auf „ungefährlichen“ Punsch aus, behalten aber den klingenden Namen bei.
Wenn Feuerzangenbowle draufsteht, aber nur Punsch drinnen ist
Genau hier beginnt das Problem: Wer „Feuerzangenbowle“ bestellt, darf zumindest erwarten, dass die charakteristische Zubereitung – Zange/Zuckereinsatz, Zuckerhut oder -würfel, Rum und Feuer – eine Rolle spielt. Wird stattdessen ein normaler Punsch ausgeschenkt, ist das aus Genuss-Sicht irreführend und aus Verbrauchersicht heikel: Der Name suggeriert ein Produkt, dessen entscheidende Herstellungsschritte fehlen.
Natürlich muss auf einem dicht gedrängten Adventmarkt nicht überall lodernde Flammenromantik herrschen. Aber dann sollte das Getränk auch ehrlich als „Feuerzangen-Punsch“, „Rotwein-Punsch“ oder ähnlich bezeichnet werden – und nicht so tun, als handle es sich um die klassische Feuerzangenbowle.
Unser Tipp für Genießer:
- Fragen Sie nach, wie die „Feuerzangenbowle“ zubereitet wird.
- Kommt sie ohne Zange, Zuckerhut/-würfel und Feuer aus, ist es streng genommen keine.
Sind Sie mit dem Ersatz-Punsch nicht einverstanden, sollten Sie das selbstbewusst sagen – und das Häferl zurückgeben bzw. um Umtausch oder Geld retour bitten. Höflich, aber deutlich.
Denn Namen sind in der Kulinarik mehr als nur Dekoration. Wer Feuerzangenbowle draufschreibt, sollte auch ein Stück des ursprünglichen Rituals ins Häferl bringen – oder es ehrlich benennen, wenn es „nur“ Punsch ist - z. B. „Punsch nach Art Feuerzangenbowle“.