Der Allerheiligenstriezel ist mit zahlreichen Geschichten und Bräuchen verknüpft. Ursprünglich wurde das geflochtene Gebäck aus dem Wunsch heraus gebacken, Bedürftige zu unterstützen. Später diente es im Wirtshaus als Gewinn bei Kartenspielen oder als liebevolle Geste der Zuneigung – im Burgenland ist er bis heute als „Verehrerstriezel“ bekannt. Der Brauch reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück und zeigt sich regional in unterschiedlichen Formen. Mancherorts wurde der Striezel auch als Erinnerung an Verstorbene weitergegeben. Im Osten Österreichs hat sich die Bezeichnung „Striezel“ erhalten, während im westlichen Österreich, in Bayern und in der Schweiz der Ausdruck „Zopf“ gebräuchlicher ist. Heute wird der süße Striezel längst nicht mehr nur zu Allerheiligen gebacken: In großen Mengen produziert, ist er das ganze Jahr über in Supermärkten erhältlich, wodurch sein einst festlicher Charakter etwas an Bedeutung verloren hat. Obwohl der ursprüngliche Brauch vielerorts verschwunden ist, pflegen einige Regionen Österreichs die Tradition, wenn Tauf- und Firmpaten ihren Patenkindern zu Allerheiligen einen selbstgemachten Striezel schenken. Schlicht im Aussehen, meist geflochten und mit Hagelzucker oder Mandeln bestreut, bleibt der Allerheiligenstriezel dennoch ein traditionsreiches Symbol für Gemeinschaft und Geben.
Der Germteig
Germ- oder Hefeteig gilt oft als etwas empfindlich – doch wer die Hefe mit Sorgfalt behandelt, wird mit wunderbar lockerem, flaumigem Gebäck belohnt. Dabei lässt sich Germ sowohl frisch als auch in Trockenform verwenden, die Verarbeitung unterscheidet sich nur geringfügig. Frischer Germ wird in eine leicht warme Flüssigkeit gebröckelt und unter Rühren aufgelöst, während Trockengerm direkt mit den übrigen Zutaten verknetet werden kann – ein vorheriges Auflösen ist hier nicht erforderlich.
Zutaten
Für 2 Striezel bzw. Zöpfe:
- 510 g Mehl
- 1 Prise Salz
- 60 g Rohrzucker
- 1 Prise Vanille
- 60 g Butter
- 1 Würfel Germ/ 2 Pkg. Trockengerm
- 270 ml lauwarme Milch
- Ei und Milch zum Bestreichen
Zubereitung
Milch erwärmen und Butter darin schmelzen. Abkühlen lassen (ca. 35-40°) und frischen Germ hineinbröckeln und auflösen (Dieser Schritt entfällt bei Trockengerm). Gemeinsam mit allen anderen Zutaten erst langsam, dann schneller zu einem homogenen Teig kneten. An einem warmen Ort abgedeckt ca. 1 Stunde gehen lassen (das Volumen sollte sich verdoppeln). Dazu kann man die Schüssel in ein warmes Wasserbad stellen.
Jetzt kommt der schönste Teil – das Flechten! Ein Sechserzopf sorgt für den großen Auftritt, aber auch ein Viererzopf kann sich absolut sehen lassen. Den kunstvoll geflochtenen Striezel auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen, zudecken und ihm noch etwa 30 Minuten Ruhe gönnen. Danach mit einer Mischung aus Ei und Milch bepinseln – so bekommt er diesen unwiderstehlich goldenen Glanz. Anschließend ab in den auf 180 °C vorgeheizten Ofen und rund 25 Minuten backen.
Und falls das Flechten noch nicht perfekt klappt: Im Netz gibt’s jede Menge hilfreiche Videos, die Schritt für Schritt zeigen, wie’s geht.